Nur Absagen: Das sind jetzt die möglichen Amherd-Nachfolger

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Favoriten sagen reihenweise ab: Bis jetzt will offiziell niemand die Nachfolge von Viola Amherd antreten. Das eröffnet Chancen für weniger Prominente.

Philipp Bregy Gerhard Pfister
Mitte-Fraktionspräsident Philipp Bregy (links) und Parteichef Gerhard Pfister präsentieren das Vorgehen für die Nachfolge von Viola Amherd. Beide wollen nicht kandidieren – aber wer dann? - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis jetzt kandidiert niemand für die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd.
  • Top-Favoriten wie Gerhard Pfister, Martin Candinas oder Isabelle Chassot sagten alle ab.
  • Nun hofft die Mitte-Partei auf diejenigen, die sich zuvor wenig Chancen ausrechneten.

Unmittelbar nachdem Viola Amherd ihren Rücktritt aus dem Bundesrat angekündigt hatte, begann das Kandidatenkarussell zu laufen.

Kommt überhaupt jemand an Noch-Parteichef Gerhard Pfister vorbei? Ist es die grosse Stunde des Bündner Nationalrat Martin Candinas? Getraut sich Ständerat Benedikt Würth, obwohl er aus dem gleichen Kanton wie Karin Keller-Sutter kommt?

Doch mittlerweile sind diese Fragen alle überflüssig geworden. Nebst den drei obengenannten sagten auch PUK-Präsidentin Isabelle Chassot und Fraktionschef Philipp Bregy ab.

Die Urner Ständerätin Heidi Z’graggen kandidierte zwar damals neben Amherd, jetzt ist es ihr aber als Ständerätin ganz wohl.

Wer sollte nach Viola Amherd das VBS übernehmen?

Nun rücken diejenigen in den Fokus, die zwar das Rüstzeug mitbringen, aber sich in der parteiinternen Ausmarchung kaum Chancen ausrechneten.

Zum Beispiel, weil sie «nur» in einer Kantonsregierung sitzen, statt im Bundesparlament.

Exekutiv-Erfahrung: Die Mitte-Regierungsräte

Christophe Darbellay: Wenn schon der aktuelle Parteipräsident nicht will, dann halt sein Vorgänger. Darbellay war von 2003 bis 2015 Nationalrat, seither ist er Walliser Regierungsrat.

Bundesratsambitionen wurden ihm schon in seiner Bundeshauszeit nachgesagt. Er ist nicht ganz skandalfrei, mit 53 im besten Alter, national bekannt, aber halt eben schon wieder ein Walliser.

Christophe Darbellay
Der Walliser Staatsrat und ehemalige Parteipräsident Christophe Darbellay im Februar 2024. - keystone

Karin Kayser-Frutschi: Die Nidwaldner Regierungsrätin hat sich auf der nationalen Bühne einen Namen gemacht. Das kann ein Vor- oder Nachteil sein: Sie ist bekannt als Vizepräsidentin der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz.

Das mag der Bundesversammlung gefallen, doch bei Fussballfans macht man sich auf diesem Posten keine Freunde. Nidwalden gehört hingegen einerseits zu den Stammlanden der Mitte-Partei und andererseits zu den Kantonen, die noch nie ein Bundesrats-Mitglied stellten.

Markus Dieth Karin Kayser-Frutschi
Der Aargauer Regierungsrat Markus Dieth (links) und die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi. - keystone

Markus Dieth: Der Aargauer gilt als beliebter Regierungsrat und wäre als Major wohl auch nicht abgeneigt, das VBS zu übernehmen. Zudem er ist in den einschlägigen Kreisen gut vernetzt: Dieth ist seit 2023 Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK).

Die Schweigenden im Parlament

Thomas Rechsteiner: Der Nationalrat aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden kann ebenfalls Exekutiv-Erfahrung vorweisen. Von 2011 bis 2018 sass er in der Kantonsregierung. Sein politisches Profil liegt beim rechtesten aller Mitte-Vertreter eher im Bereich der FDP, was ihn für Rechtsbürgerliche wählbar machen dürfte.

Thomas Rechsteiner Andrea Gmür
Nationalrat Thomas Rechsteiner (M/AI) und Ständerätin Andrea Gmür (M/LU). - keystone

Andrea Gmür: Die Luzerner Ständerätin bringt einige für die Amherd-Nachfolge passenden Eigenschaften mit. Sie ist aktuelle Präsidentin der Sicherheitskommission und kennt damit die VBS-Geschäfte à fond.

Sie äussert ihre Meinung bisweilen sehr prononciert, hat aber auch die diplomatisch-staatsmännische Rolle im Repertoire. Wie Amherd macht sie sich für Gleichberechtigung stark und trug gar ihr Votum zugunsten von Frauenquoten in Gedichtform vor.

Markus Ritter: Als Nationalrat und Präsident des Bauernverbands gilt Ritter als einer der mächtigsten Strippenzieher im Parlament. Doch seit Amherds Rücktrittsankündigung ist der Sankt Galler untergetaucht. Auch bei ihm wäre die Herkunft ein eher ein Nachteil. Oder überlegt er, ob er nicht als Parlamentarier mehr Einfluss hat als im Bundesrats-Gremium?

Philipp Kutter Markus Ritter
Die Mitte-Nationalräte Philipp Kutter (links) und Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands. - keystone

Philipp Kutter: Spätestens seit seinem schweren Ski-Unfall ist Kutter auch national bekannt. Als querschnittgelähmter Politiker wurde er bereits in einem «SRF DOK» porträtiert und zu «Gredig direkt» eingeladen. Er überlegt sich die Kandidatur und würde damit ein starkes Zeichen setzen.

Die Aussenseiter

Elisabeth Schneider-Schneiter: Auch die Nationalrätin aus dem Baselbiet hat schon einmal für den Bundesrat kandidiert, scheiterte damals aber gegen Amherd und Z’Graggen. Schneider-Schneiter gilt in gewissen Kreisen als EU-Turbo. Dass mit Beat Jans nach langem wieder die Nordwestschweiz in der Landesregierung vertreten ist, schmälert ihre Chancen.

Stefan Engler: Der Bündner Ständerat kann ebenfalls auf Exekutiv-Erfahrung als Regierungsrat verweisen. Zum Nachteil werden könnte ihm aber sein Alter von 64 Jahren. Also zwei Jahre mehr als die abtretende Viola Amherd.

Erich Ettlin: Noch ein Innerschweizer, der es für die Mitte richten soll – jedenfalls scheinen einige Hoffnungen auf ihm zu ruhen. Der Obwaldner Ständerat wurde allerdings bereits für die Nachfolge von Doris Leuthard als möglicher Kandidat gehandelt. Damals sagt er ab: «Bundesrat zu sein, verändert das Leben total», begründete er den Verzicht damals gegenüber Nau.ch.

Kommentare

Huldrych Ammann

Die Schönwetterkapitäne trinken lieber ein Cüpli im Bellevue als den Walliser-Stall auszumisten und den linken Sirenen zu widerstehen. Nix Odysseus.

User #284 (nicht angemeldet)

Gebt der SVP einen dritten, berechtigten, BR-Sitz und dieser wird dann das VBS übernehmen, reorganisieren und auf Kurs bringen. Wie von diversen Parteien und Genossen gewünscht.

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