Politologe Michael Hermann gibt Co-Präsidium wenig Chancen
Die Politologen Michael Hermann und Nenad Stojanović äussern sich über die Herausforderungen der Ära nach Christian Levrat.

Das Wichtigste in Kürze
- Michael Hermann und Nenad Stojanović äusserten sich über die Ära nach Levrat
- Bei dem Thema Co-Präsidium spalten sich ihre Meinungen.
Für den Politologen Michael Hermann ist SP-Parteipräsident Levrat einer der einflussreichsten Schweizer Politiker gewesen. Doch es habe ihm an menschlicher Wärme gefehlt. Das sei die Herausforderung für seine Nachfolge. Einem Co-Präsidium gibt er wenig Chancen.
Der Rücktritt von Christian Levrat sei für die SP «ein sehr grosser Einschnitt». Dies sagte Hermann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA heute Dienstag.
Der soeben wiedergewählte Freiburger Ständerat habe die Partei sehr lange und sehr stark geprägt. Wer auch immer auf ihn folge: Es werde eine neue Ära für die SP anbrechen.
Die Ära nach Leverat
Levrat sei zu Recht als einer der einflussreichsten Schweizer Politiker gehandelt worden. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Parlament habe er sehr viele Projekte durchbringen können.

Doch Levrat sei vor allem ein Stratege, ein Schachspieler gewesen. In seiner Kommunikation habe es ihm vielleicht manchmal an menschlicher Wärme gefehlt, um auch politisch weniger interessierte Menschen abzuholen. Diese Dimension zu stärken, sei nun die grosse Herausforderung für dessen Nachfolgerin oder dessen Nachfolger.
Der Druck auf die Partei, eine Frau an die Spitze zu wählen, sei sehr gross, sagte Hermann. Für ihn steche zurzeit die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen heraus. Einem Zweierpräsidium gibt Hermann hingegen wenig Chancen.«Eine grosse, starke Partei braucht eine Person, die vorne hinstehen kann».
Für Nenad Stojanovic wäre ein Co-Präsidium möglich
Für den Genfer Politologen Nenad Stojanovic wäre ein Co-Präsidium dagegen durchaus denkbar. Nach zwölf Jahren Levrat wäre es für ihn hingegen schade, wenn keine Frau an die Spitze der Partei gewählt würde. Als möglich Kandidatinnen nennt er die Waadtländerin Ada Marra, die Tessinerin Marina Carobbio, die Zürcherin Mattea Meyer oder die St. Gallerin Barbara Gysi.

Wichtig sei, dass die Partei unbedingt ihrer linken Linie treu bleibe. Weiterhin soll sie aber auch den gewerkschaftlichen Flügel und den reformorientierten Flügel vereinen.
Die Partei werde jedoch nicht darum herumkommen, ihre Umweltpolitik und ihr politisches Marketing zu hinterfragen. Nach dem Wahlerfolg der Grünen wäre für Stojanovic eine Möglichkeit, dass die zwei Parteien ihre Aufgaben aufteilten: die Umwelt bei den Grünen, die soziale Gerechtigkeit bei der SP.