Pro Natura: Initiative für Jagd auf Bär & Adler «wird scheitern»
Eine Initiative will unter Schutz stehende Raubtiere jagdbar machen. Pro Natura prognostiziert eine Niederlage: Es spreche viel gegen die Vorlage.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Initiative will Luchs-, Bären-, Wolfs- und Raubvögelbestände präventiv regulieren.
- Eine Extremforderung, findet Pro Natura. Die Vorlage werde wohl scheitern.
- Die genannten Tiere würden sich nicht «unkontrollierbar» fortpflanzen.
Die neue Volksinitiative «für wirksame Regulierungsmassnahmen gegen eine unkontrollierte Ausbreitung von Wolf, Luchs, Bär und Raubvögeln aller Art» ist lanciert. Ziel der Vorlage ist es, die Jagd auf Wölfe, Bären, Luchse und – nicht näher definierte – «Raubvögel» zu erlauben. Alle diese Tierarten stehen unter Schutz und dürfen gemäss Jagdgesetz nicht gejagt werden. Dazu gehören auch Greifvögel wie Rotmilane oder Steinadler.
Damit soll eine unkontrollierte Vermehrung dieser Tiere verhindert werden. Das Initiativkomitee hat eineinhalb Jahre lang Zeit, die erforderlichen 100'000 gültigen Unterschriften zu sammeln. Die 2023 aus der SVP ausgeschlossenen Berner Grossrätin Madeleine Amstutz steht hinter der Idee.
Pro Natura geht davon aus, dass die Initiative scheitern wird. Mediensprecherin Sara Wehrli erklärt, wieso.
Sogar Arten betroffen, die keine lebenden Tiere reissen
Die Initiative sei eine Extremforderung: «Die Verfassung ist nicht der richtige Ort, um Fragen wie die Jagdbarkeit von Tierarten zu regeln; dies muss über das Jagdgesetz erfolgen.» Zudem dürfe der Wolf schon jetzt präventiv abgeschossen werden. Und die Schäden, die Luchs, Bär und Greifvögel verursachen, seien vergleichsweise zu unbedeutend, um eine Bejagung zu rechtfertigen.
Wehrli fügt hinzu, der Begriff «Raubvögel» im Initiativtext sei biologisch unklar. «Damit könnten sogar die Bartgeier betroffen sein, die zu den Greifvögeln gehören, aber keine lebenden Tiere reissen», sagt sie. Bartgeier würden zudem noch heute nach ihrer Ausrottung in der Schweiz wieder angesiedelt.
Das Hauptargument des Initiativkomitees, die Tiere vermehrten sich unkontrolliert, greift für Pro Natura nicht. «Aus wildbiologischer Sicht» gebe es klar keine solche Vermehrung, sagt Wehrli. Denn Wildtierbeständen wüchsen höchstens bis an die ökologische Kapazitätsgrenze. Danach würden natürliche Regulierungsmechanismen greifen, wie Beuteknappheit, Seuchen oder Territorialkämpfe.
Beim Wolf sei es nun so, dass die gesellschaftliche und politische Akzeptanzschwelle tief sei, tiefer als die ökologische Kapazität. «Bei Luchs, Bär und Greifvögeln kann davon jedoch nicht die Rede sein», sagt die Mediensprecherin. Die Luchspopulation wachse nur sehr langsam und sei von Inzucht bedroht. In der Schweiz gebe es gar keine Fortpflanzung von Bären und Greifvögel verursachten keine Probleme.
Klar sei für Wehrli aber, dass die Initiative keinerlei Lösung für «tatsächliche Konflikte in der Koexistenz mit diesen Tierarten» biete. Deswegen werde sie wohl scheitern, spätestens vor dem Stimmvolk.