Regula Rytz: Ehemalige Grünen-Präsidentin erklärt ihren Rücktritt
Die grüne Politikerin Regula Rytz beendet nach der Sondersession im Mai ihre Karriere im Nationalrat. Danach will sie das Helvetas-Präsidium übernehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Regula Rytz zieht sich im Mai aus dem Nationalrat zurück.
- Als Präsidentin führte sie die Grüne Partei zu ihrem wohl grössten Erfolg.
- Jetzt will sie mithilfe ihrer Kontakte ein Rahmenabkommen im zweiten Anlauf durchbringen.
Die Schweizer Grünen verlieren ein wichtiges Gesicht: Regula Rytz tritt nach elf Jahren aus dem Nationalrat zurück. Wie sie gegenüber der «Sonntagszeitung» sagt, wird die Session im Mai ihre letzte sein.
Sie hätte zwar auch nach über 30 Jahren in Parlamenten und Stadtregierungen noch die Leidenschaft weiterzumachen. Doch der Wunsch, etwas Neues anzufangen, sei grösser, so die Thunerin.
Ihre Leidenschaft will sie künftig bei der Helvetas einsetzen, wo sie sich im Juni zur Präsidentenwahl stellt. Zudem wird sie ein Beratungsbüro eröffnen und einige Nebenjobs weiterhin behalten, wie sie der «Sonntagszeitung» erzählt.
Die Grünen bedanken sich bei Regula Rytz
Als Delegierte der europäischen Grünen hat sie ein grosses Ziel: Sie wolle mithilfe ihrer Kontakte das «institutionelle Rahmenabkommen in einem zweiten Anlauf» durchbringen. «Ich höre mit der Politik nicht auf, ich wechsle einfach die Bühne», sagt sie.
Auf Twitter bedankt sich Grünen-Präsident Balthasar Glättli bei seiner Vorgängerin. «Du hast die Grünen über ein Jahrzehnt geprägt und an die Türe des Bundesratszimmers geführt», schreibt er. Damit spricht er die wohl schmerzhafteste Niederlage von Rytz an: Im Dezember 2019 griff sie bei den Gesamterneuerungswahlen FDP-Magistrat Ignazio Cassis an. Sie holte mehr Stimmen als je eine grüne Kandidatin für den Bundesrat zuvor, scheiterte aber dennoch.
Grüne verdoppelten unter Regula Rytz den Wähleranteil
«Egal wie ich es angepackt hätte, es hätte nicht gereicht», sagt Regula Rytz. Man habe sie nicht am Tisch haben wollen, «Punkt». Trotzdem bereue sie die Kandidatur und den Angriff nicht.
Wenige Monate vor der Niederlage erlebte sie ihren grössten politischen Erfolg: Bei den Wahlen 2019 verdoppelten die Grünen, angeführt von Präsidentin Rytz, ihren Wähleranteil fast. Sie legten um 6,1 Prozent auf 13,2 Prozent zu – der grösste Zuwachs, den eine Partei je verzeichnen konnte.
Mit 32 Jahren wurde die grüne Politikerin 1994 erstmals gewählt. Elf Jahre war sie im Grossen Rat des Kantons Bern. 2004, mit 43 Jahren, kam sie in den Stadtberner Gemeinderat, bevor sie 2011 auf die nationale Bühne wechselte. Wenige Monate später wurde die Nationalrätin Co-Präsidentin der Grünen, von 2016 bis 2020 präsidierte sie ihre Partei.