Ringier: Marc Walder weist Bundesrats-Hörigkeit zurück
Der Chef von Ringier, Marc Walder, wehrt sich gegen Vorwürfe, sein Unternehmen berichte in der Pandemie zu staatsnah. Seine Aussage sei «unglücklich» gewesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ringier-CEO Walder gestand in einem Gespräch einen regierungsnahen Kurs ein.
- Nun krebst der 56-Jährige zurück und entschuldigt sich für seine «unglückliche» Aussage.
- Der «Blick» werde nicht mit Vorab-Infos aus dem Departement von Alain Berset versorgt.
In einem vertraulichen Gespräch der Schweizerischen Management Gesellschaft gesteht Ringier-CEO Marc Walder, während der Corona-Pandemie einen regierungsfreundlichen Kurs gefahren zu haben. Das gelte auch für den «Blick».
Walder sagt: «Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind, auf meine Initiative hin gesagt: Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.»
Die entsprechende Aussage machte der 56-Jährige am 3. Februar 2021. Nun – ein knappes Jahr später – wird das Ganze publik. Marc Walder sieht sich nun mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert.
«Der Ausschnitt aus dem Video, das seit einigen Tagen zirkuliert, hat zu Missinterpretationen geführt, was ich verstehen kann», gesteht Walder im Interview mit der «NZZ». «Der Satz war unglücklich. Er war überflüssig.»
Ringier befürwortet bundesrätliche Corona-Massnahmen
Natürlich rede Ringier der Regierung nicht nach dem Mund, betont Walder. Vielmehr unterstütze das Medienunternehmen «sinnvolle und wichtige» Massnahmen wie Maskentragen, Testen und Impfen.
Auch der Vorwurf, dass der «Blick» einen bevorzugten Zugang zu Informationen aus dem Departement des Innern hat, bestreitet Walder. «Dass es immer wieder zu Indiskretionen kommt, von denen die Medien profitieren, ist nichts Neues.» Schliesslich komme den Medien gerade in einer Pandemie eine übergeordnete Verantwortung zu.
Fakt ist allerdings: Praktisch wöchentlich landeten alle Anträge von Gesundheitsminister Alain Berset bei der Boulevard-Zeitung. Oft publizierte das Medium diese pünktlich zum Feierabend vor den Bundesrats-Sitzungen.
Zurückhaltung wegen möglicher Medienförderung?
Hintergrund der Kontroverse ist auch die Abstimmung über das Massnahmenpaket zur Medienförderung am 13. Februar. Denn: Die Gegner der Vorlage warnen vor «Staatsmedien».
Walder selbst sieht seinen Konzern allerdings nicht als «grossen Profiteur». «Wir würden zwischen 5 und 8 Millionen Franken erhalten, das ist im Verhältnis zur Grösse des Konzerns kein substanzieller Betrag.» Einen wirklichen Zusammenhang mit der Abstimmung lehnt Walder also ab.