Rücktritt von Johann Schneider-Ammann: Der müde, unfreiwillige Komiker
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrat Johann Schneider-Ammann will 2019 nicht zur Wiederwahl antreten.
- Anlass genug, um auf sein Wirken der eher komischen Sorte zurückzublicken.
Diplomatisch formuliert tönt es in der Meldung zum bevorstehenden Rücktritt von Johann Schneider-Ammann so: «Als Bundesrat verhedderte er sich oft in einen umständlichen Duktus.» Duktus: die persönliche Sprechweise. Welche sich bei Johann Schneider-Ammann – undiplomatisch formuliert – durch lange Sätze, einschläferndes Tempo und zerstreuten Exkursen auszeichnete.
Das verhalf ihm immerhin zu weltweiter Berühmtheit, was er selbst aber mit Humor nahm, wie er im Nau-Interview erklärte (siehe Video). Selbst Barack Obama erkannte ihn sofort, weil seien Ansprache zum Tag der Kranken im US-TV auf und ab gespielt wurde: «I know you!». Der schlagfertige Bundesrat: «Ich kenne dich auch!»
Nur langsam oder wirklich müde?
Aber à propos einschläfernd: Immer wieder wirkte Schneider-Ammann selbst müde. Vielleicht gar amtsmüde? Trotz anstrengenden und langen Arbeitstagen wies er solche Vermutungen stets zurück. Gerüchtehalber soll er aber in einer Ständeratsdebatte gar kurz eingenickt sein.
Schon kurz nach Amtsantritt wurde im Bundeshaus auch kolportiert, Schneider-Ammann sei vom Amt überfordert. Selber gab er auch zu, dass er nicht mit einer so hohen Arbeitslast und Präsenzzeit gerechnet hatte.
Dankbares Opfer
Der französische Sender TMC mokierte sich auch über das «Français fédéral» unseres Wirtschaftsministers – ohne allerdings den Beweis anzutreten, dass man selber akzentfrei Deutsch könne. Immerhin ging es aber auch nicht nur um den Akzent, sondern einmal mehr auch die gemütliche Sprechweise von Schneider-Ammann.
Wenn er über Lachen spricht, ist er traurig, wenn er vehement dementiert, ist er dagegen freundlich. TMC nahm dies zum Anlass, etwas nachzuhelfen. Denn: mit den richtigen Effekten tönt jede Aussage wie eine Drohung. Auch vom netten Onkel Johann.