Russisches Gold: Schweiz importiert Rekordmenge – ganz legal
Gold im Wert von über einer Viertelmilliarde hat die Schweiz im August aus Russland importiert, ein Höchstwert seit Beginn des Ukraine-Kriegs.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz hat im August eine Rekordmenge russischen Golds importiert.
- Dies obwohl Gold aus Russland unter die von der EU übernommenen Sanktionen fällt.
- Die Importe im Wert von mehreren 100 Millionen Franken seien aber rechtens, sagt der Zoll.
Die Schweiz ist die weltweit grösste Drehscheibe, wenn es ums Schmelzen von Gold geht. Je nach Quelle laufen um die 70 Prozent des Goldes durch Schweizer Raffinerien. Dass sehr viel Gold importiert wird, auch vom weltweit drittgrössten Produzenten Russland, ist deshalb nicht überraschend. Nur: Russisches Gold ist sanktioniert – und im August wurde so viel importiert wie seit zwei Jahren nicht mehr.
5'677 Kilogramm russisches Gold
Dies zeigen die Statistiken des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). In den meisten Monaten werden einige Hundert Tonnen Gold aus Russland zur Raffination importiert. Ausnahmen bestätigen die Regel, insbesondere eben der August 2022. Gold russischer Herkunft im Wert von 312 Millionen Franken wurden am Londoner Edelmetallmarkt gekauft und in die Schweiz transportiert.
Wobei knapp 5 der 5,677 Tonnen auf Gold «zu anderen Zwecken» entfallen, also gar nicht zur Weiterverarbeitung gedacht sind. Am 3. August 2022 hat die Schweiz aber die Sanktionen der EU bezüglich russischen Golds übernommen. «Einfuhr, die Durchfuhr und der Transport solchen Goldes in und durch die Schweiz sind verboten», lautet die Verordnung des Bundesrats.
Sanktionen greifen nicht
Trotzdem gehe hier alles mit rechten Dingen zu, erklärt das BAZG auf Anfrage. Wer das Gold importiert hat und wofür, das weiss man nicht.
Aber die Sanktionen greifen nur dann, wenn das Gold nach dem 4. August 2022 aus der Russischen Föderation ausgeführt worden ist. Offenbar ist dies hier der nicht Fall.
Obwohl das Gold zum Beispiel im Vereinigten Königreich lagerte, gelte es als russischen Ursprungs, erläutert das BAZG weiter. «Als Ursprungsland ist dasjenige Land erfasst, in dem die Ware vollständig gewonnen, hergestellt oder die letzte wesentliche Verarbeitung durchgeführt wurde.» Die im August importierten 5,7 Tonnen seien in Russland zum letzten Mal verarbeitet worden.
Herkunft von Gold immer wieder kontrovers
Schon im Juni hatte das BAZG zu klären, ob 3 Tonnen Goldbarren aus Russland in die Schweiz importiert werden durften. Für Goldbarren galt damals, dass sie vor dem 7. März in russischen Raffinerien hergestellt worden sein mussten, andernfalls dürfen sie nicht gehandelt werden. Die Überprüfung ergab, dass kein Verstoss gegen Sanktionen vorlag.
Immer wieder kam der Verdacht auf, dass russisches Gold in Dubai umgeschmolzen werde, um so die Sanktionsbestimmungen zu umgehen. Demgegenüber hält der Verband der Schweizer Edelmetallindustrie (ASFCMP) fest, man verzichte seit Monaten auf den Import von russischem Gold. Auf dem Radar sei auch Dubai: Wenn die Herkunft des Golds nicht zweifelsfrei zurückverfolgt werden könne, müssten Verbandsmitglieder verzichten.
Und doch hat allein im August jemand Tausende von Kilobarren Gold, die nachweislich aus Russland stammen, in die Schweiz importiert.