SBB sammelt persönliche Daten von Swisspass-Kunden
Die SBB sammelt immer mehr persönliche Daten von Swisspass-Kunden. Die Informationen werden auch zu Werbezwecken verkauft. Datenschützer sind besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB sammelt Daten über Swisspass-Kunden, welche Rückschlüsse über Privates zulassen.
- Um beworbene Rabatte zu beanspruchen, müssen sich Kunden mit dem Swisspass einloggen.
- Kundendaten werden zu Werbezwecken verkauft, wie das Konsumentenmagazin «saldo» aufdeckt.
Die SBB unterhält umfassende Akten über Swisspass-Besitzer. Wie Recherchen des Konsumentenmagazins «saldo» aufdecken, enthalten diese Akten aber weitaus mehr, als demografische Daten. Neben Alter, Telefonnummer, Wohn- und E-Mail-Adresse liessen die enthaltenen Informationen nämlich auch Rückschlüsse über familiäre Verhältnisse oder das Freizeitverhalten zu.
So könne man beispielsweise ablesen, dass eine Kundin in einer Beziehung lebt, weil sie das «Generalabonnement Duo Partner» gekauft habe. Ferner liesse sich etwa erkennen, dass ein anderer Kunde das Verkehrshaus besuchte oder zum Skifahren in die Berge gefahren war. Teilweise umfassen diese Kundenakten bis zu hundert Seiten für einen einzelnen Kunden, wie das Konsumentenmagazin weiter berichtet.
Mit Rabatten werden Daten gesammelt
Möglich mache dies die Tatsache, dass die SBB ihre Kunden mit Rabatten ködert: Swisspass-Besitzer erhalten einen E-Mail-Newsletter, welcher beispielsweise Vergünstigungen bei Hotels oder Museen anpreist. Um dieselben in Anspruch zu nehmen, müssen Kunden sich allerdings mit dem Swisspass einloggen. Werden Billettkäufe mit Zusatzleistungen angereichert, weiss die SBB also weitaus mehr, als nur das Reiseziel der Kunden.
Ausserdem erhält der Swisspass laufend mehr Funktionen, welche Kunden mit einem Komfortgewinn schmackhaft gemacht werden. So lässt sich der Swisspass beispielsweise als Schlüsselkarte im Hotel oder als Eintrittsticket im Museum verwenden. Seit Ende 2022 kann der Alleskönner im Kreditkartenformat überdies als Zahlungsmittel für den Billettkauf verwendet werden.
Kundendaten werden zu Werbezwecken verkauft
Gemäss «saldo» würden diese Kundendaten auch für Werbezwecke verwendet: Demnach werden alle Kunden der Swisspass-Herausgeberin «Alliance Swisspass» in eines von neun Kundenwertsegmente eingeteilt, welche sich gezielt bewerben liessen. So würden die Kunden als «Ungebundene», «Sparsame», «Pragmatische», «Profis», «Beständige», «Anspruchsvolle», «Geniesser», «Automobilisten» oder «Entdecker» kategorisiert.
Potenziellen Werbekunden verspricht die SBB auf ihrer Internetseite: «Schalten Sie Werbung mit umfassenden Targetingmöglichkeiten. Ob kontextorientiert, profil- oder standortbasiert: Sie erreichen Ihre Zielgruppe zielgenau.»
Bei Datenschützern sorgt die Datensammlerei vonseiten der SBB allerdings für reichlich Kritik: Volker Birk vom Stiftungsrat «Pretty Easy Privacy» gibt diesbezüglich zu bedenken, dass es eine Möglichkeit brauche, anonym zu reisen.
Dabei verweist der Experte auf die öffentlichen Verkehrsmittel in London, welche mit der «Oyster Card» auch anonym genutzt werden können. In der Schweiz dagegen schränke die SBB die Möglichkeiten laufend ein, Billette anonym zu erwerben: Fahrkarten nach Deutschland oder Frankreich gibt es bereits heute nur noch in personalisierter Form.