Scharf kombiniert: Die Armee hatte… zu viel Geld?
Die Armee sagt künftige Publikumsanlässe aus Spargründen ab. Der Entscheid stellt aber nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit infrage.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Armee muss aus Budget-Gründen Grossanlässe absagen.
- Gibt sie damit indirekt zu, dass solches auch in der Vergangenheit entbehrlich war?
- Ein Kommunikations-Dilemma, das viele nur zu gut kennen. Ein Kommentar.
Die Armee hat offenbar – sagt sie selbst jedenfalls – ein Problem erkannt. Nun hat sie allerdings zwei Probleme: Denn die Lösung des Problems bedingt die Kommunikation dazu.
Die Armee sagt Grossanlässe wie «AirSpirit24» und «DEFENSE 25» ab: Zu wenig Finanzen und ausserdem brauche man die Energie jetzt, um sich auf die Verteidigung zu konzentrieren. So erfreut man sein mag über die Behebung des Missstands, so besorgt sollte man sein, dass dieser überhaupt existierte.
Armee in einem Boot mit… zum Beispiel Google
Mit dem Phänomen zu kämpfen haben eigentlich alle, die eine Neuerung bekanntgeben. Denn wenn das Neue besser ist, war das alte ja wohl schlechter. Tröstlich für die Armee: Selbst dem omnipräsenten und geldsorgenfreien Google geht es da nicht besser.
Mit der Einführung seiner neuen «Circle-to-Search»-Funktion wird natürlich entsprechend Werbung geschaltet und das Kreisen fürs Suchen angepriesen. Zu sehen ist etwa ein Mann, der die kurlige Lampe aus dem Video auf dem Handy seiner Lebensabschnittspartnerin suchen möchte. Nachdem man uns jahrelang eingetrichtert hat, dass Google alles finde, klappt dies diesmal nicht.
Bei «orange retro Hunde-Lampe» scheinen die Suchresultate unbefriedigend. Mit «Orange Lampe, die wie ein haarloser Hund aussieht» kann die KI offenbar nicht befriedigend entziffern. Auch kein Erfolg mit mehr Details: «Eine orange Hunde-Lampe auf allen Vieren, die zum Sprung ansetzt.» Erst als die Herzensdame flink den Hund auf dem Handy-Screen einkreist, wird Mann fündig.
Keine Zukunft ohne Vergangenheit
Das ist ja (vermutet man jedenfalls) schön, aber dann war die Google-Suche demnach all die Jahre zuvor nicht sehr praxistauglich? Gleichermassen müsste man bei der Armee einen Blick in die Vergangenheit werfen: Warum gab es diese Publikumsanlässe, wenn sie doch so teuer waren? Noch dazu, wenn sie von der eigentlichen Aufgabe der Armee – der Verteidigung – offenbar ablenkten.
Rasiermesserscharf sollte man zum Schluss kommen: Die Armee hätte schon längst bei diesen Grossanlässen eingreifen sollen. Nur riskiert man jetzt, sich selbst wieder neue, offene Fragen aufzuhalsen. «Rasiermesserscharf» mit drei oder mit fünf Klingen? Warum nicht gleich sieben, wenn drei ja angeblich so viel schlechter waren als fünf?
Wenn das Ausrichten dieser Anlässe derart hinderlich war: Was kommt dann als Nächstes? Sollte man konsequenterweise statt drei nicht fünf Anlässe absagen? Wird es also in Zukunft noch Rekrutenschulen und Wiederholungskurse geben?
Die Wahrheit ist: Das ist nicht die ganze Wahrheit
Wie so oft wird der Durchschnittskonsument von der Werbung getäuscht und die Durchschnittspolitikerin von der Armeeführung in einen Entrüstungs-Hinterhalt gelockt. Auch mit der Google Bilder-Suche findet man den Original-Lampenhund nicht. Auch mit dem Streichen von ein paar Anlässen hat die Armee nicht genug Geld. Da müsste man schon zu massiveren Konsequenzen greifen, wie dem Abschaffen von Militärguetzli-Verteilaktionen.
Wahrscheinlicher ist, dass die aufgebrachten Armeefreunde in Bevölkerung und Politik sogleich beteuern, dass man unbedingt Armeeanlässe wolle. Wenn möglich gleich ein halbes Dutzend. Mit dem Vorbehalt, dass die überstürzte Kommunikation des Korpskommandanten für Verstimmung sorgt und der Plan nicht ganz aufgeht.
Nun gut, findet halt jemand noch ein Haar in der Militär-Suppe. So wie man bei der Google-Suche mit Eigeninitiative doch noch ein Ergebnis erreicht. Und zwar nicht die echte, aber eine viel, viel bessere Hundelampe findet. Kein Scheiss.