Schweizer Armee

Scharf kombiniert: Die Armee hatte… zu viel Geld?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Armee sagt künftige Publikumsanlässe aus Spargründen ab. Der Entscheid stellt aber nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit infrage.

sportbahnen axalp windegg ag
Ein A F/A-18 Jet fliegt über die Zuschauer des Fliegerschiessens auf der Axalp vorbei (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Armee muss aus Budget-Gründen Grossanlässe absagen.
  • Gibt sie damit indirekt zu, dass solches auch in der Vergangenheit entbehrlich war?
  • Ein Kommunikations-Dilemma, das viele nur zu gut kennen. Ein Kommentar.

Die Armee hat offenbar – sagt sie selbst jedenfalls – ein Problem erkannt. Nun hat sie allerdings zwei Probleme: Denn die Lösung des Problems bedingt die Kommunikation dazu.

Thomas Süssli Korpskommandant Armee
Der Korpskommandant und Chef der Armee, Thomas Süssli, bei seiner Rede an einem Stehlunch der Schweizer Armee am 1. September 2023 in Flueeli-Ranft OW. - keystone

Die Armee sagt Grossanlässe wie «AirSpirit24» und «DEFENSE 25» ab: Zu wenig Finanzen und ausserdem brauche man die Energie jetzt, um sich auf die Verteidigung zu konzentrieren. So erfreut man sein mag über die Behebung des Missstands, so besorgt sollte man sein, dass dieser überhaupt existierte.

Armee in einem Boot mit… zum Beispiel Google

Mit dem Phänomen zu kämpfen haben eigentlich alle, die eine Neuerung bekanntgeben. Denn wenn das Neue besser ist, war das alte ja wohl schlechter. Tröstlich für die Armee: Selbst dem omnipräsenten und geldsorgenfreien Google geht es da nicht besser.

Mit der Einführung seiner neuen «Circle-to-Search»-Funktion wird natürlich entsprechend Werbung geschaltet und das Kreisen fürs Suchen angepriesen. Zu sehen ist etwa ein Mann, der die kurlige Lampe aus dem Video auf dem Handy seiner Lebensabschnittspartnerin suchen möchte. Nachdem man uns jahrelang eingetrichtert hat, dass Google alles finde, klappt dies diesmal nicht.

google Suche Circle-to-search
Worte können nicht beschreiben, was man sich bei der Google-Suche alles ausdenken muss. Nun dreht sich alles im Kreis. - Screenshot YouTube/@Samsung Latinoamérica y Caribe

Bei «orange retro Hunde-Lampe» scheinen die Suchresultate unbefriedigend. Mit «Orange Lampe, die wie ein haarloser Hund aussieht» kann die KI offenbar nicht befriedigend entziffern. Auch kein Erfolg mit mehr Details: «Eine orange Hunde-Lampe auf allen Vieren, die zum Sprung ansetzt.» Erst als die Herzensdame flink den Hund auf dem Handy-Screen einkreist, wird Mann fündig.

Keine Zukunft ohne Vergangenheit

Das ist ja (vermutet man jedenfalls) schön, aber dann war die Google-Suche demnach all die Jahre zuvor nicht sehr praxistauglich? Gleichermassen müsste man bei der Armee einen Blick in die Vergangenheit werfen: Warum gab es diese Publikumsanlässe, wenn sie doch so teuer waren? Noch dazu, wenn sie von der eigentlichen Aufgabe der Armee – der Verteidigung – offenbar ablenkten.

tiger kampfjet Schweizer Armee
Ein F5-Tiger-Jet der Schweizer Armee in der Luft. (Symbolbild) - Keystone

Rasiermesserscharf sollte man zum Schluss kommen: Die Armee hätte schon längst bei diesen Grossanlässen eingreifen sollen. Nur riskiert man jetzt, sich selbst wieder neue, offene Fragen aufzuhalsen. «Rasiermesserscharf» mit drei oder mit fünf Klingen? Warum nicht gleich sieben, wenn drei ja angeblich so viel schlechter waren als fünf?

Gilette drei fünf Klingen
Es ist wahr: Fünf Klingen sind besser als drei. Warum gab es dann mal drei Klingen als neustes Top-Produkt? - Screenshot gilette.de

Wenn das Ausrichten dieser Anlässe derart hinderlich war: Was kommt dann als Nächstes? Sollte man konsequenterweise statt drei nicht fünf Anlässe absagen? Wird es also in Zukunft noch Rekrutenschulen und Wiederholungskurse geben?

Die Wahrheit ist: Das ist nicht die ganze Wahrheit

Wie so oft wird der Durchschnittskonsument von der Werbung getäuscht und die Durchschnittspolitikerin von der Armeeführung in einen Entrüstungs-Hinterhalt gelockt. Auch mit der Google Bilder-Suche findet man den Original-Lampenhund nicht. Auch mit dem Streichen von ein paar Anlässen hat die Armee nicht genug Geld. Da müsste man schon zu massiveren Konsequenzen greifen, wie dem Abschaffen von Militärguetzli-Verteilaktionen.

Militärguetzli Militärbiscuit Militärschokolade
Militärguetzli und Militärschokolade gehören zur persönlichen Ausrüstung eines Soldaten der Schweizer Armee, aufgenommen am 12. Februar 2014 in Hinwil. - keystone

Wahrscheinlicher ist, dass die aufgebrachten Armeefreunde in Bevölkerung und Politik sogleich beteuern, dass man unbedingt Armeeanlässe wolle. Wenn möglich gleich ein halbes Dutzend. Mit dem Vorbehalt, dass die überstürzte Kommunikation des Korpskommandanten für Verstimmung sorgt und der Plan nicht ganz aufgeht.

Hund Lampe Google
Nicht ganz, aber umso besser: Die Hundelampe links findet die Google Bilder-Suche statt der Hundelampe im Werbefilm. - chinalightfactory.com / Screenshot YouTube/@Samsung Latinoamérica y Caribe

Nun gut, findet halt jemand noch ein Haar in der Militär-Suppe. So wie man bei der Google-Suche mit Eigeninitiative doch noch ein Ergebnis erreicht. Und zwar nicht die echte, aber eine viel, viel bessere Hundelampe findet. Kein Scheiss.

Kommentare

User #5330 (nicht angemeldet)

Tatsache ist dass das VBS alle 2 Jahre ein Skandälchen hervorbringt und die Fälle regelmässig versanden. Hauptsache die verdienen gut bis sehr gut und haben sehr gute Sozialleistungen.

User #2764 (nicht angemeldet)

Für was braucht die Schweiz eine Armee? Was gibt es hier zu verteidigen?

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