Schockierender Bericht von Amnesty zu Folter im Iran
Ein Bericht von Amnesty International denunziert «brutale» Folter im Iran. Ehemalige Gefangene beschreiben Methoden, die auch an Kindern angewendet wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im November 2019 demonstrierte die iranische Bevölkerung landesweit gegen das Regime.
- Die Bilanz der Toten und Verhafteten belief sich auf Tausende von Menschen.
- Laut Amnesty International wurden insgesamt 7000 Gefangene schwer gefoltert.
Im Zuge der Demonstrationen gegen das iranische Regime wurden im November 2019 mehrere Tausend Menschen verhaftet. Es gab auch zahlreiche Tote, wie Amnesty International damals schon vermutete. Nun kamen aus Interviews mit insgesamt 76 Personen, davon 60 ehemalig verhaftete Demonstranten, neue Erkenntnisse von schwerer Folter heraus.
Schläge, Elektroschocks, Scheinhinrichtungen
Laut den Erfahrungsberichten der Interviewpartner von Amnesty verwendeten die iranischen Behörden eine breite Palette an brutalen Foltermethoden. Darunter zählen Elektroschocks, Scheinhinrichtungen, Waterboarding, Verweigerung von Nahrung und Wasser sowie sexuelle Gewalt.
Diese wurden routinemässig verwendet, um Häftlinge zu bestrafen, einzuschüchtern oder blosszustellen, so Amnesty. Zudem sollten mithilfe von Folter Geständnisse erzwungen werden. Laut Amnesty International entspricht dies «den zuvor im Land dokumentierten Foltermustern».
«Unerträgliche» Schmerzen
Ein Opfer der Folter erzählt im Bericht der Menschenrechtsorganisation, die Elektroschocks seien am schlimmsten gewesen. «Wenn ich mich weigerte, ihre Fragen zu beantworten, würden sie den Spannungspegel erhöhen», so der Iraner.
Die Folter habe langfristige physische, aber auch psychische Effekte bei ihm hinterlassen: «Bis heute kann ich nachts immer noch nicht schlafen.»
Ein anderer wurde in schmerzhaften Positionen aufgehängt. Seine Verhörenden nannten die Methode das «Chicken Kebab», so der Bericht. «Der Schmerz war unerträglich. Es gab so viel Druck und Schmerzen in meinem Körper, dass ich auf mich selbst urinierte», erzählt der Iraner.
Berichte von Kindern, die ebenfalls Opfer von Folter gewesen seien, werden auch geschildert. Der Organisation nach sollen gewisse Opfer zehn Jahre alt gewesen sein.
Schweiz feiert 100 Jahre diplomatische Beziehungen mit dem Iran
Dieses Wochenende wird Bundesrat und Leiter des EDA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) Ignazio Cassis in den Iran reisen. Dort soll er 100-jährige diplomatische Beziehungen mit dem Iran feiern, wie das EDA mitteilt.
Unter anderem wird er den iranischen Präsidenten Rouhani treffen. Menschenrechte sollen ein Diskussionsthema sein.
Amnesty International ruft Uno zur Untersuchung auf
Bisher wurden im Iran keine Verantwortliche für die Menschenrechtsverletzung bestraft. Amnesty International ruft deswegen Mitgliedsstaaten der Uno dazu auf, gegen die «anhaltende systematische Straflosigkeit für Menschenrechtsverletzungen» vorzugehen. Es soll gegen verantwortliche iranische Behörden ermittelt werden.