Schweizer Firmen exportieren tonnenweise verbotene Pestizide
Schweizer Firmen – primär Syngenta – exportieren 10'000 Tonnen Pestizide, die hierzulande verboten sind. Zum Weltbienentag fordert Public Eye ein Exportverbot.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Firmen exportieren 10'000 Tonnen Pestizide, die hierzulande verboten sind.
- «Public Eye» fordert deshalb zum Weltbienentag ein Exportverbot für Neonicotinoide.
Die Menschen in der Schweiz haben gemerkt, dass die Bienen unsere Hilfe benötigen – und das nicht nur am heutigen Weltbienentag. Auf den Balkonen und Terrassen haben in den letzten Jahren die sogenannten Insektenhotels einen regelrechten Boom erlebt. Die Schweizer Post hat auf zwei ihrer zahlreichen Dächern ebenfalls «Wohnsitze für die Post-Bienen» eingerichtet, wie sie pünktlich zum Start der Bienensaison vermeldet. Und das Parlament verlangt ebenfalls Massnahmen gegen das Bienen- und Insektensterben.
Darin reiht sich das Verbot von Neonicotinoide-Insektiziden der EU und auch der Schweiz gut ein. Diese Insektenschutzmittel werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Pflanzen vor Insekten zu schützen. Für die Insekten bedeuten der Kontakt damit meist den Tod.
Hier gefährlich – im Ausland nicht?
Doch während im Inland viel für das Wohl der Bienen getan wird, sieht das im Rest der Welt ganz anders aus. Das auf Agrartechnologie spezialisierte Unternehmen Syngenta habe im Jahr 2021 über 10'000 Tonnen dieser verbotenen «Bienenkiller» aus der EU exportiert, teilt Public Eye mit. Was wegen der Gefahren für Tier und Mensch in Europa nicht mehr eingesetzt wird, landet also weiterhin auf den Feldern Brasiliens, Südafrikas oder Indonesiens.
Diese Stoffe seien für die Umwelt und Menschen in anderen Länder ebenso schädlich, sagt Public Eye-Landwirtschaftsexpertin Carla Hoinkes. «Diese verbotenen Substanzen dennoch weiter hier zu produzieren, um anderswo damit Geschäfte zu machen, ist unethisch und widerspricht aus meiner Sicht dem gesunden Menschenverstand.»
Neonicotinoide dürfen aber ohne jegliche Kontrolle exportiert werden. Weil die Ausfuhr nicht einmal einer Meldepflicht unterliege, sei es zurzeit unmöglich herauszufinden, welche Mengen heute aus der Schweiz exportiert werden, erklärt Hoinkes. «Exportländer wie die Schweiz sind in der Verantwortung, die Menschen und die Umwelt dort nicht Gefahrstoffen auszusetzen, die sie auf ihren eigenen Feldern nicht wollen.»
Exportverbot hätte wichtige Signalwirkung
«Auch der Bundesrat hat dies im Grundsatz anerkannt, und mit dem seit 2021 geltenden Exportverbot für 5 Substanzen erste Schritte in diese Richtung unternommen. Er sollte jetzt aber die verbleibenden Lücken im Gesetz schliessen und den Export aller aus Umwelt- oder Gesundheitsschutzgründen verbotenen Pestiziden verbieten», fordert die Expertin.
Hoinkes räumt zwar ein, dass die grösseren Pestizidkonzerne, deren Produktionsstandorte über die ganze Welt verteilt sind, solche Verbote umgehen können. «Aber das entbindet die europäischen Länder und die Pestizidhersteller nicht von ihrer Verantwortung, über das, was sie exportieren und verkaufen.» Ausserdem hätte ein konsequentes Exportverbot euch eine wichtige Signalwirkung, ist Hoinkes überzeugt.