Sessionsbilanz von Parlaments-Neuling: «Wie ein zweites Daheim»
Wenn es auch mal genug Zürcher sind und man ein Doppelleben führt: die Learnings von Neo-Nationalrätin Bettina Balmer.
Das Wichtigste in Kürze
- Bettina Balmer (FDP/ZH) ist neu im Nationalrat.
- Für Nau.ch zieht sie Bilanz über ihre allererste Session.
Ja, sie hat schon einige intus. Davor war aller Anfang schwer: «Man ist aufgeregt, man kennt niemanden, man weiss nicht einmal, wo man hingehen muss.» «Sie», das ist Bettina Balmer von der Zürcher FDP, Neuling im Nationalrat, jetzt aber mit drei Wochen Sessionserfahrung. Intus hat sie nicht etwa gebrannte Wasser, sondern «gewisse Abläufe» und darum kann sie heute sagen: «Es ist definitiv ein Riesen-Unterschied.»
Der Ratssaal, das verlängerte Wohnzimmer
Ein Riesen-Unterschied im Vergleich zum Start, als die Parlamentsmitglieder mit sechs Zentimeter Papier pro Tag überschüttet wurden. Als eben alles neu war, inklusive Dutzende von neuen Kolleginnen und Kollegen, Hunderte von Lobbyisten, von aufdringlichen Journalisten ganz zu schweigen.
Jetzt aber hat man sich eingelebt: «Man hat tatsächlich das Gefühl, das sei ein zweites Zuhause», gesteht Balmer, schliesslich verbringe man sehr viel Zeit im Bundeshaus. Mit dem Unterschied – oder der Gemeinsamkeit, wer weiss – dass man hier nicht die Füsse hochlegen kann. Man sei von frühmorgens bis spätabends mit nichts anderem als Politik beschäftigt.
Mit dem Sessionsende geht es für Bettina Balmer wieder zurück ins Universitätskinderspital Zürich, wo sie normalerweise als Ärztin arbeitet. Wobei, was ist schon normal? Denn jetzt kommt wohl quasi der nächste Kulturschock, einfach umgekehrt. «Ich habe schon gedacht: Das wird dann komisch, wenn ich plötzlich wieder im ‹Leben B› bin – oder ‹A›, je nachdem, wie sie die Prioritäten setzen.»
«Es erträgt nur eine gewisse Menge an Zürchern»
Balmer freut sich auf die nun startende Kommissionsarbeit, denn dort finde die eigentliche politische Arbeit statt. Auch wenn sie nicht den Wunsch-Sitz in der Gesundheitskommission erhalten hat. Ihr sei von Anfang an klar gewesen, dass es dort keinen Platz frei habe: «Weil ja leider Regine Sauter nicht als Ständerätin gewählt worden ist und es auch dort nur eine gewisse Menge an Zürchern erträgt.»
Tatsächlich stellt die FDP mit Andri Silberschmidt gleich noch einen weiteren Zürcher in der Gesundheitskommission, nebst Mattea Meyer von der SP. Bettina Balmer schätzt sich jetzt umso glücklicher, in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) Einsitz zu nehmen, denn auch dort sei medizinisches Wissen gefragt. Bei medizinischen Fragen werde sie sich so oder so einbringen, zum Beispiel im Rahmen der parlamentarischen Gruppen.
Sie habe zwar nicht bereits in der ersten Session einen eigenen Vorstoss eingereicht, betont Balmer. «Aber ich habe Ideen und ich komme damit in der zweiten Session!» Die Schonfrist ist bei Bettina Balmer also vorbei, jetzt ist sie bereit. Beweis gefällig? «Ich erkenne die Leute – grossmehrheitlich», meint sie lachend.