Setzt die ÖV-Sicherheits-Kampagne am richtigen Ort an?
Ein Cowboy warnt vor dem Überschreiten der Gleise und animiert zum Festhalten, wenn man im Bus einen Stehplatz erwischt hat. Setzt die Kampagne von Bund, SBB und bfu auf die richtigen Themen? Nau hat mit dem Direktor des Bundesamts für Verkehr gesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gefahren auf Perrons und im Bus sind nicht zu unterschätzen, warnt eine Kampagne von Bund, SBB und bfu.
- ÖV-Nutzer seien sich zu wenig bewusst, wie wichtig Festhalten im Bus und die weisse Sicherheitslinie auf Perrons seien.
- Fast die Hälfte der schweren ÖV-Unfälle geschehen aus Leichtsinn oder Unaufmerksamkeit.
Vor Unfällen mit Schwerverletzten oder gar Toten zu warnen, so dass die Botschaft auch ankommt: keine leichte Aufgabe. Das Bundesamt für Verkehr (BAV), die SBB und die Beratungsstelle für Unfallverhütung tun dies aktuell mit der Kampagne happy-end.ch (Beispiel-Video siehe weiter unten.)
Vollbremsung im Bus ist relevanter als man meint
Im Nau-Interview erläutert BAV-Direktor Peter Füglistaler, warum der schulmeisterliche Cowboy in den Kampagnenvideos sozusagen auf die «kleinen Leute», die Pendler, losgeht. Und nicht etwa die Gefahren von Zugsentgleisungen thematisiert werden.
«Es passiert viel öfter, dass mal ein Bus bremsen muss, drei Passagiere fallen um und wir haben zwei Schwerverletzte», erklärt Füglistaler. Dazu kommt: In der Schweiz ist man sich dessen nicht zur wenig bewusst, sondern auch weniger als in anderen europäischen Ländern.
«Junge sitzen gern mal auf Perronkante»
Die ÖV-Kunden realisieren nicht, dass heute Züge leiser sind und schnell an einem Perron vorbeifahren können, sagt Füglistaler. Entsprechend werde die Abkürzung über die Gleise genommen oder gar die Perronkante als Sitzgelegenheit benutzt.
«Man hat vergessen, wie gefährlich das ist», stellt Füglistaler fest. Die aktuellen Zahlen belegen dies: Zwar gibt es tendenziell je länger je weniger Unfälle im ÖV-Bereich. Aber fast die Hälfte geschehen aus Leichtsinn oder Unachtsamkeit.