SGB-Maillard: Arbeitgeber sind nervös
Eine Studie besagt, dass kaum Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau gibt. SGB-Vorsteher Maillard findet: Diese Analyse übersieht das Problem.
Das Wichtigste in Kürze
- Männer und Frauen verdienen in der Schweiz laut einer Studie der HSG fast gleich viel.
- Der Gewerkschaftsbund findet, das rede die Frauenlöhne schön und sei nicht repräsentativ.
- Auch Vorsteher Maillard beteuert, es braucht eine Mobilisierung gegen Lohndiskriminierung.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat eine Untersuchung zu der Lohndiskriminierung zwischen Mann und Frau in Auftrag gegeben. Die Professorinnen und Professoren der Universität St. Gallen (HSG) durchgeführten Studie befand: kaum Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Nur 3,3 Prozent Abweichung beim Lohn der Frauen blieb unerklärt.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB)kritisiert dies scharf: Die Arbeitgeber rechneten mit der Studie die Frauenlöhne schön. Sie sei keineswegs repräsentativ und bestätige gleichzeitig eine Lohndiskriminierung von 3,3 Prozent.
Maillard: Studie nicht kongruent mit Zahlen des Bundes
Entsprechend zeigt sich SGB-Vorsteher Pierre-Yves Maillard unbeeindruckt vom Resultat: «Die Arbeitgeber scheinen nervös zu sein», sagt er gegenüber Nau.ch. Deshalb würden sie eine Studie produzieren, die nicht kongruent sei mit den offiziellen Zahlen des Bundes.
FDP-Nationalrat Marcel Dobler ist ganz und gar nicht einverstanden. Von Schönreden könne nicht die Rede sein. «Es wurde die gleiche Erhebung wie beim Bund gemacht. Grössere Firmen arbeiten mit Lohnreglementen, aus meiner Sicht das wirksamste Mittel für faire Löhne auch bei Geschlechtern.»
Die Aussage der Studie sei, dass die Lohnunterschiede für die getesteten Firmen sehr klein seien, so der Sankt Galler. Dobler lässt höchsten einen Einwand gelten: «Es kann moniert werden, dass die Einschränkung oder Auswahl der Firmen nicht repräsentativ ist.»
SP-Nationalrat Maillard sieht das Problem aber nicht nur bei ungleichen Löhnen. Es seien nach wie vor Frauen, die unbezahlte Care-Arbeit leisten. Auch wenn man sage, die Lohndifferenzen seien durch Teilzeitarbeit oder geringerer Qualifizierung erklärt, bleibe die Frage: Warum ist das so?
«Die einzige Erklärung ist: Weil sie Frauen sind.» Darum brauche es mehr Betreuungsplätze für Kinder und bessere Bezahlung für Care-Arbeit.
Persönliche Entscheidungen als Auswirkung für tiefere Löhne
Dobler gibt zu bedenken: «Im unerklärten Lohnunterschied fehlen als Grund Arbeitsunterbrüche wie zum Beispiel der Mutterschaft.» Als Beispiel nennt der, dass es während des Unterbruches keine Lohnerhöhungen gebe.
Man zähle also persönliche Entscheide mit klaren Auswirkungen zu den unerklärten Gründen. «Sie sind nicht unerklärt, sondern die Daten werden nicht erhoben. Aus diesem Grund fordere ich, dass explizit der ‹MotherhoodPayGap› untersucht wird.»
«Es gibt sicher psychologische und kulturelle Gründe für diese Situation. Darum braucht es eine Mobilisierung», räumt Maillard ein. Nur durch eine gute Mobilisierung liessen sich diese Faktoren beeinflussen. Er hofft darum auf eine möglichst hohe Teilnehmerinnenzahl am Frauenstreik.