Simonetta Sommaruga gesteht Fehler wegen Maskenpflicht ein
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga evaluiert die Einführung von Massnahmen in der Coronakrise. Die Maskenpflicht hätte früher eingeführt werden sollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin Simonetta Sommaruga zieht ein Zwischenfazit in der Corona-Krise.
- Die Schweiz habe noch nicht die richtige Balance zwischen Lockerheit und Vorsicht.
- Eine Maskenpflicht hätte früher eingeführt werden sollen, gibt Sommaruga zu.
Der starke Anstieg der Infektionen mit dem Coronavirus in den letzten Tagen zeigt laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga: Die Schweiz hat die richtige Balance zwischen Lockerheit und Vorsicht noch nicht gefunden.
«In der aktuellen Situation haben wir viele Freiheiten. Aber das Virus ist immer noch da«, sagte Simonetta Sommaruga in einem Interview mit dem »SonntagsBlick«. Darum habe der Bundesrat erneut gehandelt und die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr sowie die Quarantäne für Reisende aus Risikogebieten verfügt. »Wir müssen vorsichtig bleiben«.
Simonetta Sommaruga suchte Mittelweg
Als Bundespräsidentin habe sie von Anfang an versucht, einen guten Mittelweg zu finden. Es habe die unterschiedlichsten Vorschläge gegeben, wie mit der Pandemie umzugehen sei. Für sie sei es wichtig gewesen, den Schutz der Bevölkerung ins Zentrum zu stellen und zugleich der Wirtschaft zu helfen.
Darüber hinaus sei für sie zentral gewesen, dass der Bundesrat mit Augenmass durch die Krise steuere. Und dass er lernfähig sei und offen für Anpassungen. Sie habe den Eindruck, dass die Schweiz seit Beginn der Krise alles in allem vieles richtig gemacht habe.
Selbstkritisch gestand Sommaruga ein, dass die Maskenpflicht vielleicht früher hätte eingeführt werden sollen. «Aber wir wollten sehen, wie sich die Situation entwickelt - und haben jetzt eingegriffen, wo es nötig gewesen ist.»
Kritik von Wissenschaftlern, die Schweiz habe zu schnell Lockerungen der Corona-Massnahmen beschlossen, lässt die Bundespräsidentin nicht gelten. Viele Regeln seien immer noch in Kraft. Grossveranstaltungen etwa blieben verboten. Und auch die Schutzkonzepte für Läden und für Veranstaltungen hätten weiterhin Bestand.
Sollten diese missachtet werden, müssten die Kantone eingreifen. «Wir haben zwar gelockert. Das heisst aber nicht, dass jetzt jeder machen kann, was er will. Die Vorsichtsmassnahmen gelten weiterhin, ergänzt um Maskenpflicht und Quarantäne», sagte Sommaruga.
Bei den Clubs, die vor kurzem für Schlagzeilen wegen mehreren Infektionen sorgten, könnten die Kantone vor Ort eingreifen. Die Kantone könnten auch Clubs schliessen, wenn das nötig sein. Sie könnten gezielt gegen Virenherde vorgehen. Der Bundesrat und die Bevölkerung erwarteten von den Kantonen, dass sie durchgriffen.