Strommangel: Christian Imark (SVP) kritisiert Simonetta Sommaruga
Das Wichtigste in Kürze
- Die Stromversorgung ist in der Politik derzeit ein grosses Thema, auch im Bundesrat.
- Er möchte auf erneuerbare Energie setzen, um die Stromlücke im Winter zu schliessen.
- Nationalrat Christian Imark (SVP) hält das für unrealistisch und pocht auf Gas sowie AKW.
Es tut sich viel rund um die Frage der Stromversorgung. Zuerst veröffentlicht Bundespräsident Guy Parmelin ein Video mit eindringlichen Warnungen. Dann tritt ein Mitglied der Elektrizitätskommission (Elcom) zurück, das für die Versorgungssicherheit zuständig war.
Am selben Tag trifft sich Bundesrätin Sommaruga mit Kantonen, Städten, Wirtschaftsverbänden und Vertretern der Energiebranche. Thematischer Schwerpunkt: Versorgungssicherheit. Zwischen all diesen Ereignissen will Energieministerin Simonetta Sommaruga beruhigen und gibt ein Interview zur Aufklärung.
Unter anderem sagt sie, ein Blackout sei unwahrscheinlich, ein «worst case scenario». Die Elcom erstelle im Moment einen Bericht zum Aufbau und zur Nutzung von Gaskraftwerken; die Schweiz könne jedoch mit Solarenergie «mehr Strom erzeugen als mit vier Atomkraftwerken».
«Im Winter kommt kurzfristig nur Gas infrage»
«Frau Sommaruga ist in einer surrealen Welt gefangen», sagt Christian Imark dazu. Der Solothurner sitzt für die SVP in der Umwelt-, Raumplanung- und Energiekommission. Wenn wir aus Öl und Gas aussteigen, müssen wir 50 Terrawattstunden Strom aus neuen Energieträgern produzieren. Das geht nicht mit nur Sonnenenergie!»
Die Leistung der Sonnenenergie reduziere sich im Winter auf rund einen Siebtel der Sommerleistung, so Imark. «Solar leistet schon einen Beitrag, aber im Winter reicht das nicht. Kurzfristig kommt für zusätzlichen Winterstrom nur Gas infrage. Das finden wir auch nicht gut, es ist leider die Folge der gescheiterten Energiestrategie.»
Für den Winterstrommangel möchte Simonetta Sommaruga auf Pflichtlager von Stauseen setzen. Das soll im Versorgungssicherheitsgesetz geregelt werden, das im Parlament noch diskutiert wird. Gas soll nur in absoluten Notfällen zum Einsatz kommen. Dass die Lösungen erst so spät vorgeschlagen werden, sorgt bei Christian Imark für Kopfschütteln.
Vielleicht doch neue AKW?
«In den letzten zehn Jahren, seit Beginn der Debatte um das Energiegesetz, haben wir nicht genügend in die Stromversorgung investiert.» Das Neubauverbot für AKW im Energiegesetz ist ihm ein Dorn im Auge. Er sehe dort Kompromissmöglichkeiten: «Kraftwerke dritter und vierter Generation könnten eine Ausnahme sein, weil es keine Sicherheitsrisiken mehr gibt.»
In einem Punkt sind sich die SP-Bundesrätin und der SVP-Nationalrat jedoch weitgehend einig: «Ohne Stromabkommen mit der EU wird sich für die Schweiz nicht viel ändern». So liess sich auch Sommaruga im Interview zitieren.
«Es wäre mit natürlich angenehmer», fährt Imark fort. «Aber wenn es zu wenig Strom in Europa gibt, dann kommt die Schweiz ohnehin nicht an erster Stelle.» Ganz auf SVP-Linie wünscht sich der Solothurner im Strombereich Unabhängigkeit von der EU. Die Produktionsherausforderungen seien aber gross, dessen sei er sich bewusst.
Haben Sie Angst vor einer Strommangellage?
Für Imark, der kürzlich das CO2-Gesetz gebodigt hat, ist klar: «In Zukunft wird die Schweiz praktisch doppelt so viel Strom produzieren müssen wie heute, aufgrund der Elektromobilität und der Heizungstechnologie. Und das möglichst CO2-frei.»