Simonetta Sommaruga

Simonetta Sommaruga über Corona-Krisengipfel mit Kantonen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Nach dem Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen hat sich der Bundesrat mit Vertretern der Kantone getroffen für eine gemeinsame Beurteilung der Lage.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Delegation des Bundesrats hat sich mit Spitzenvertretern der Kantone getroffen.
  • Sie haben die Corona-Lage beurteilt und möglichen Handlungsbedarf besprochen.
  • Die Fallzahlen mit Coronavirus sind in den letzten Tagen markant angestiegen.

Die täglichen Fallzahlen der positiv auf Coronavirus getesteten übertreffen mittlerweile diejenigen aus dem Frühling. Von einem neuerlichen Lockdown scheint aber niemand reden zu wollen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat hingegen heute Spitzenvertreter der Kantone zu einem Treffen eingeladen.

In der anschliessenden Medienkonferenz informieren sie über die Beurteilung der Lage und möglichen Handlungsbedarf. Denn jetzt müsse wieder ein Ruck durch die Schweiz gehen.

Gesundheit, Wirtschaft und Kantönligeist

Bezeichnend ist, dass der Bundesrat nebst der Konferenz der Kantonsregierung sowohl die Gesundheits- wie die Volkswirtschaftsdirektoren eingeladen hat. Es soll eine Balance zwischen medizinisch begründeten und wirtschaftlich verträglichen Massnahmen gefunden werden. Entsprechend sind auch Gesundheitsminister Alain Berset und Wirtschaftsminister Guy Parmelin Gastgeber des Treffens.

Simonetta Sommaruga Kantone Coronavirus
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, links, und Annetta Bundi, Kommunikationschefin UVEK, rechts, auf dem Weg zum Treffen mit den Spitzenvertretern der Kantone zur Lagebeurteilung der Corona-Situation, am Donnerstag, 15. Oktober 2020, in Bern. - Keystone

Letzterer ist allerdings im Moment in Quarantäne und kann nur virtuell mit dem Bundeshaus kommunizieren. Nebst den fachlichen Inhalten ist sicher auch die in den letzten Tagen aufgekommene Kritik am nationalen Flickenteppich ein Thema. Weil die ausserordentliche Lage nicht mehr gilt, sind für die meisten Aspekte der Pandemie-Bewältigung die Kantone zuständig. Die Massnahmen variieren entsprechend, ändern immer wieder und eine Übersicht oder Gesamtstrategie scheint schwierig.

Sommaruga warnt: «Die Lage ist ernst»

«Es ist kurz vor zwölf», betont die Bundespräsidentin zum Anfang der Medienkonferenz. Es gelte jetzt rasch zu reagieren, um möglichst die Auswirkungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft klein zu halten. Der Bund sei weiterhin engagiert, auch wenn die Kantone wieder zuständig seien. Ein unkomplizierter Austausch sei nötig und man stimme sich eng miteinander ab, so wie am heutigen Treffen.

Coronavirus Schweiz
Die aktuellsten Zahlen in der Schweiz vom 15. Oktober: 16’795 aktive Coronavirus Fälle, 2613 Neuinfizierte. - worldometers.info

Konkrete Schritte habe man heute besprochen und werde diese nun vertieft anschauen, bevor man entscheide. Das Contact Tracing und das Testen müssten verstärkt werden, weiterhin elementar seien Händewaschen, Maske tragen und Abstand halten. «Die Lage ist ernst», aber: «Wir bleiben weiterhin in der ‹besonderen Lage›.»

Grosse Sorge, keine Massnahmen

Der Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen, Christian Rathgeb, macht keine konkreten Angaben zu Massnahmen. Aber man arbeite auch unter den Kantonen eng zusammen und koordiniere das Vorgehen. «Es gilt einen zweiten Lockdown um jeden Preis zu verhindern.»

Bundesrat Alain Berset, links, und Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, rechts, auf dem Weg zum Treffen von Bund und Kantonen zur Lagebeurteilung der Corona Situation, am Donnerstag, 15. Oktober 2020, in Bern. - Keystone

Gesundheitsminister Alain Berset zieht Bilanz zu den aktuellen Erkenntnissen und den auf über 2'800 pro Tag angestiegenen Fallzahlen. «Es ist unter Kontrolle, aber wir erwarten einen starken Anstieg der Hospitalisierungen. Das ist besorgniserregend, weil wir erst Anfang Oktober haben und das viel später erwartet haben.»

Aktuell sei die Schweiz schlechter dran als ihre Nachbarländer. Eine Verschärfung der Massnahmen sei deshalb unbedingt erforderlich.

Harte Massnahmen in allen Kantonen

Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK), knüpft an die warnenden Worte Bersets an. Es sei richtig, dass man in einem föderalistischen System wie der Schweiz situativ und vor Ort entscheide. Aber neu gelten die Empfehlungen der GDK für alle Kantone. Sie waren ursprünglich formuliert worden für Kantone, die besonders betroffen sind von der Pandemie.

Insbesondere die Maskenpflicht sieht Engelberger als ein Thema, das national angepackt werden sollte. Bei Veranstaltungen mache die Kompetenz der Kantone aber Sinn.

Es werde harte Massnahmen geben, die das Leben stark einschränkten, so Engelberger. Insbesondere Privatanlässe wie Apéros sind ihm ein Dorn im Auge. Aber diese individuellen Einschränkungen brauche es, damit insgesamt die Folgen der Pandemie nicht noch grössere Einschränkungen zur Folge hätten.

Entwarnung für Grossanlässe

Bundesrat Berset zerstreut Ängste, dass bei den Massnahmen der nächsten Tage auch die Grossveranstaltungen wieder zum Opfer fallen könnten. Nicht ohne eine persönliche Note: Sein Team, Fribourg Gottéron, sei ja derzeit in Quarantäne und könne nicht spielen.

Aber gemäss den derzeitigen Erkenntnissen seien Grossanlässe bisher kein Problem. Die Ansteckungsherde sind damit eher nicht bei Eishockey- und Fussballspielen zu suchen.

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