Simonetta Sommaruga will wieder Nachtzüge
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB soll den Nachtzug vom Abstellgleis holen, wenn es nach Bundesrätin Sommaruga geht.
- Die UVEK-Chefin will das Thema zumindest prüfen und zeigt sich offen.
- Nach zehn Jahren findet auch bei der SBB ein Umdenken statt – Klimadebatte sei Dank.
Die SBB bietet keine Nachtzüge an. Dies, obwohl sie eine CO2-ärmere Alternative zu Flugreisen wären. Und damit zur Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig.
Das hat nun offenbar auch Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga erkannt. Die SP-Magistratin nimmt Stellung zu einer Interpellation von GLP-Präsident Jürg Grossen.
Zusammen mit Grünen-, CVP- und GLP-Parlamentariern fordert er vom Bundesrat, Abklärungen zur Wirtschaftlichkeit solcher Verbindungen aufzugleisen.
Eine ökologische und ökonomische Chance für die Schweiz
Grossen weist darauf hin, dass die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB im Gegensatz zur SBB solche Nachtlinien betreibt. «Nachtzüge zu den europäischen Hauptstädten müssten für das ‹Zugland Schweiz› eine Selbstverständlichkeit sein», schreibt der GLP-Präsident.
Für Grossen ist klar: Fliegen macht 18 Prozent der Schweizer CO2-Emmissionen aus, Schweizer fliegen zehnmal mehr als der Weltdurchschnitt. Flugpreise sollen deshalb auch die ökologischen Kosten miteinrechnen. Dadurch würden Zugreisen gegenüber Flugreisen konkurrenzfähiger.
Simonetta Sommaruga will sich für Nachtzüge einsetzen
Entweder, so Grossen, solle die SBB – entsprechend der ÖBB – Nachtzüge ins Angebot aufnehmen oder der Bundesrat soll solche Ausschreiben. Österreich sei durch die breite des Landes und wenige Hochgeschwindigkeitszüge nicht mit der Schweiz vergleichbar, winkt Bundesrätin Sommaruga ab.
Der Bundesrat habe der SBB bis 2022 deshalb kein Nachtzugangebot als Ziel vorgegeben. Die Umsetzung des Angebots liege jedoch in der Hand der SBB. UVEK-Chefin Sommaruga sagt jedoch: «Die Vorsteherin des UVEK ist aber bereit, als Vertreterin des Eigners das Thema der Nachtzugverbindungen im Rahmen der Eignergespräche aufzugreifen.»
Verbindungen sollten dabei rentabel sein – genau dies war jedoch der Grund, weshalb Nachtzugverbindungen eingestellt werden mussten. Sie SBB solle deshalb durch Zusammenarbeit mit Partner im Ausland Verbindungen in europäische Städte sicherstellen, so Sommaruga.
Flugtickets dürften ab 2021 teurer werden
Die ökologischen Kosten werden heute erst bedingt im Flugpreis berücksichtigt. Landegebühren an Flughäfen sind etwa vom Fluglärm oder der Schadstoffmenge abhängig. Ansonsten setzt die Schweiz auch im Flugverkehr auf den Emissionshandel.
Durch die Teilnahme an zwei Systemen zur Kompensation von CO2-Emissionen mit Zertifikaten werden die Flugtickets ab 2021 wohl teurer werden. Das wiederum führt dazu, dass reisen im Zug wieder attraktiver würde.
Die Zeichen der Zeit hat auch die SBB erkannt und letzte Woche angekündigt, Nachtzug-Angebote zu prüfen. Auslöser für den Kurswechsel sei der wachsende politische Druck sowie die Klimadebatte.