So beurteilt der Offizierspräsident den Auftritt von Amherd & Süssli
Die VBS-Chefin und der Armeechef traten vor die Medien, um Kritik an Armeeprojekten zu kontern. Eine Klarstellung, findet Offizierspräsident Dominik Knill.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin Viola Amherd und Armeechef Thomas Süssli kontern die Kritik an Armeeprojekten.
- Diese weisen Mängel auf und können den Zeitplan nicht einhalten.
- Für Offizierspräsident Dominik Knill ist klar: Viel Handlungsspielraum habe man nicht.
Seit Wochen kocht Kritik hoch an Beschaffungsprojekten der Armee. Im Parlament sind die Sorgen so gross, dass die Finanzdelegation VBS-Vorsteherin Viola Amherd einen Brief geschrieben hat.
Sieben Projekte funktionierten nicht, darunter C2Air für die Führungskommunikation der Luftwaffe. Oder die Neue Digitalisierungsplattform (NDP), die unter anderem Cyberattacken widerstehen soll. Oder das israelische Drohnensystem, das seit 2020 fliegen sollte, aber aktuell sogar gegroundet ist.
Offiziers-Präsident: «War kein Befreiungsschlag»
Um der Kritik zu begegnen sind Bundesrätin Amherd und Armeechef Thomas Süssli heute vor die Medien getreten. Eigenlob und Selbstkritik wechselten sich ab. Aber ist dieser Befreiungsschlag gelungen?
«Es war kein Befreiungsschlag», sagt dazu der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG). «Es ist mehr eine Einordnung, eine Klarstellung, wo die Projekte heute stehen.» Man habe gesehen, dass von diesen grossen Projekten einige wirklich Probleme hätten. «Es gibt aber auch viele Projekte, die gut laufen», betont Knill.
Wenig Handlungsspielraum
Nur weil die (öffentliche) Wahrnehmung schlecht sei, heisse das nicht, dass die Wahrheit entsprechend schlecht sei, so Knill. Dass nicht alles im Argen liege, betont auch die Armee: Zwei der sieben Projekte seien gut unterwegs und Mehrkosten zulasten des Steuerzahlers gebe es nicht.
Immerhin – aber Zeit ist auch Geld und solange die Drohnen nicht fliegen, sorgen sie auch nicht für mehr Sicherheit. Das sei schon so, räumt auch SOG-Präsident Knill ein. «Nur: Was für Möglichkeiten haben wir, die Projekte zu forcieren?»
Entscheidend sei, wie viel Geld man zur Verfügung habe und wie viel Manpower dahinterstehe. «Wenn man Manpower reduziert, hat das automatisch zur Folge, dass gewisse Projekte nicht so rasch umgesetzt werden können.»
Weniger «Helvetisierung»
Dem Nachfolger oder der Nachfolgerin im VBS empfiehlt Knill, zuerst zuzuschauen, sich zu informieren und mit den Fakten vertraut machen. Danach könne man schauen, wo es Korrekturen brauche.
Er selbst sehe sicher Korrekturen bei der Zusammenarbeit zwischen Armee und Armasuisse. «Dass man sich aufs ‹Must to have› und nicht das ‹Nice to have› konzentriert – denn das kostet effektiv Geld.»
Zum «Nice to have» zählt Knill auch die «Helvetisierung», auch «Swiss finish» genannt. Sprich: Die Sonderwünsche der Schweizer Armee, die sich manchmal gar als nicht umsetzbar erweisen.
Diese «Helvetisierung» müsse man auf ein Minimum reduzieren, fordert Knill. «Denn das können wir uns schlicht nicht mehr leisten.»