So helfen Parlamentarier ukrainischen Flüchtlingen
Erste Geflüchtete sind schon in der Schweiz eingetroffen. Einzelne Parlamentsmitglieder bereiten sich darauf vor, ihnen Hilfe zu leisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Solidarität gegenüber ukrainische Flüchtlingen hierzulande ist gross.
- Auch Mitglieder des Parlaments wollen helfen und haben erste Projekte gestartet.
- Einerseits sollen Wohnungen verfügbar sein, andererseits Hilfe vor Ort finanziert werden.
«Wir hören häufig, dass Politiker reden, aber nichts Konkretes machen», sagt Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach (Mitte). «Ich wollte in dieser traurigen Situation aber mit konkreten Aktionen helfen und nicht nur spenden.»
Die Freiburgerin teilt das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht, welches Viele in der Schweiz verspüren. Rund zwei Millionen Personen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflüchtet. Die allermeisten sind Frauen und Kinder, weil die Männer der Wehrpflicht unterliegen. Sie haben nur das Nötigste dabei, wissen nicht, wo sie die nächste Nacht verbringen können.
Die Glückskette sammelte am Mittwoch über 80 Millionen Franken für ukrainische Flüchtlinge. Auch ihr habe Bulliard-Marbach, so wie der Rest der Mitte-Fraktion, Geld gespendet, erzählt sie. Aber eben: Sie wolle mehr machen.
Erfahrener Spendensammler Nik Gugger wird wieder aktiv
Nik Gugger, EVP-Nationalrat, kennt sich mit Spendenaktionen aus. Der Zürcher organisierte während des Höhepunkts der Covid-Krise in Indien eine Spende von Medizingütern. Im Angesicht einer erneuten humanitären Krise hat Gugger vor einigen Tagen eine Spenden-Plattform für Ukrainerinnen und Ukrainer gestartet. Und tüftelt gemeinsam mit Fraktionskollegin Christine Bulliard-Marbach an einer weiteren Aktion.
«Ich habe den Mitarbeitern meines Gasthofs vorgeschlagen, etwas zu machen», sagt die Freiburgerin. «Sie waren alle sofort einverstanden und hatten selber eine Idee.» Der Gasthof Schlüssel in ihrem Heimatdorf werde im April ein Spezial-Menü für 100 Franken verkaufen.
«Der Erlös würde an die Organisation ‹World Vision› gehen. Mein Schwiegersohn ist dort CEO, es ist ein Hilfswerk für Kinder», erklärt Bulliard-Marbach weiter.
Ihre Lieferanten, die alle im selben Dorf wirtschaften, müssten noch zustimmen. «Aber ich gehe davon aus, dass das der Fall sein wird», sagt sie lächelnd. «Das wäre schön, gemeinsam ein Zeichen setzen zu können.»
In Absprache mit Nik Gugger habe sie auch eine Wohnung über dem Gasthof für Geflüchtete zur Verfügung gestellt.
Das polnische Rote Kreuz soll profitieren
«Aber auch andere Bekannte von mir helfen tatkräftig mit», erklärt der EVP-Politiker. «Einige sind an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, um Hilfsgüter abzugeben und Flüchtlinge in die Schweiz zu bringen.»
Nik Gugger weist darauf zu, dass er im Gegenzug für Spenden unter anderem Gratis-Übernachtungen verlose: Das habe er mit dem Direktor des Hotels Bern und mit Bulliard-Marbach so abgemacht.
Für seine Spendenaktion habe Gugger vorerst ein Ziel von 20'000 Franken festgesetzt. Bisher seien im Schnitt täglich zwischen 1000 und 1500 Franken gespendet worden, sagt er. «Das Ziel ist, so schnell wie möglich die Spenden dem polnischen Roten Kreuz zu überreichen.» Diese könne Hilfe vor Ort leisten und die Menschen mit wichtigen Medikamenten oder Wasser versorgen.
Einige Nationalratskollegen und -kolleginnen hätten schon etwas Geld beigesteuert, «ich konnte einige motivieren», sagt Gugger. «Ich finde es menschlich sehr wichtig zu sehen, dass alle bei diesem Projekt dabei sind», fügt Christine Bulliard-Marbach hinzu. «Wir fühlen uns alle ein bisschen ohnmächtig und es ist schön und nötig, zu helfen.»