So will SVP-Chef Albert Rösti die Wahlen 2019 gewinnen
Die SVP verliert im Kanton Bern Wähleranteile und drei Sitze im Grossrat. Was ist schiefgelaufen? Und wie kann sich die Partei im Hinblick auf die nationalen Wahlen fangen? Präsident Albert Rösti im Interview.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP verliert die Wahlen im Kanton Bern.
- Im Interview analysiert Präsident Albert Rösti die Gründe.
- Im Hinblick auf die nationalen Wahlen 2019 sagt er: «Es bleibt noch viel Arbeit, aber es kommt gut.»
Herr Rösti, Ihre Partei musste bei den Wahlen in Ihrem Heimatkanton Federn lassen. Was ist schiefgelaufen?
Warum brachten Sie die Basis nicht an die Urne?
Albert Rösti: Erstmal gilt es festzuhalten, dass wir mit 46 Sitzen im Grossrat und deren zwei im Regierungsrat weiterhin klar die stärkste Partei sind. Aber wir haben grossen Nachholbedarf bei der Mobilisierung. Unsere Leute blieben zu Hause.
Dass die Wahlen so kurz nach der No Billag-Abstimmung stattfanden, hat sicherlich nicht geholfen. Die SVP ist dann stark, wenn auch Gelegenheitswähler ihr demokratisches Recht wahrnehmen. Das ist am Sonntag zu wenig geschehen. Hinzu kamen aber auch kantonale Begebenheiten.
Wie meinen Sie das?
Wir haben die Sitze dort verloren, wo langjährige Parteistützen nicht mehr antraten. Etwa Ueli Studer in Köniz oder Andreas Blank in Biel. Grundsätzlich fehlten uns bekannte Köpfe. Wir müssen unseren Nachwuchs noch gezielter fördern.
Fakt ist aber auch: Die SVP setzt plump auf Sparpolitik, niemand redet mehr über Asylsuchende. Die Wahlen 2015 haben Sie damit gewonnen!
Das hat uns sicher geholfen, klar. Nun haben wir gerade eine wirtschaftliche gute Phase im Land, da erhalten linke Anliegen wie Tagesstätten oder Vaterschaftsurlaub mehr Gehör als Sparanliegen. Dennoch bin ich unzufrieden über die Mobilisierung.
Hat sich die Telefon-Kampagne nicht bewährt?
Das müssen wir in der nächsten Zeit analysieren. Wir machen es nochmal im Kanton Graubünden und schauen dann, ob es sich für die nationalen Wahlen 2019 bewährt.
SP-Präsident Christian Levrat erwartet dabei einen Linksrutsch und eine klare Niederlage der SVP.
Es gehört zu meiner Lebensphilosophie, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. Das sollte sich Kollege Levrat vielleicht auch mal zu Herzen nehmen. Wir machen immer, was wir für den Wohlstand im Land als richtig erachten und schauen nicht ständig auf Trends. Das wird sich auszahlen.
Was ist Ihr Ziel?
Die Bäume wachsen in der Schweizer Demokratie nicht in den Himmel. Wir müssen versuchen unseren Wähleranteil von 29,4 Prozent mindestens zu halten. Dafür haben wir in unserer Parteispitze nun hervorragende Köpfe. Und die Delegiertenversammlung am Samstag hat gezeigt, dass die SVP sehr geeint auftritt.
Was erwarten Sie von Ihrer neuen Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher?
Von allen Exponenten in der Parteileitung erwarte ich natürlich volles Engagement, auch von ihr. Martullo-Blochers Nomination ist ein Glücksfall für die SVP. Als Industrielle hat sie einen immensen Leistungsausweis und eine hohe Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Und mit Wahlkampfleiter Adrian Amstutz werden wir auch die nötige Schärfe in den Wahlkampf bringen. Es bleibt noch viel Arbeit, aber es kommt gut.