Sommaruga-Rücktritt: Das sind die möglichen Bundesrats-Kandidatinnen
Politologe Claude Longchamp zu möglichen Nachfolgerinnen von Simonetta Sommaruga nach deren überraschendem Rücktritt.
Das Wichtigste in Kürze
- SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga tritt per Ende Jahr zurück.
- Die SP will ein reines Frauenticket für die Nachfolge präsentieren.
- Politologe Claude Longchamp macht eine erste Einschätzung zu den möglichen Kandidaturen.
Der Rücktritt per Ende Jahr von Bundesrätin Simonetta Sommaruga kommt auch für Politologe Claude Longchamp überraschend: «Es ist ein Knaller, keine Frage.» Sommaruga habe mit einer Erfolgsmeldung zurücktreten wollen. «Nun gab es heute zwar eine kleine Erfolgsmeldung, mit der teilweisen Entwarnung bei der Energiemangellage. Doch jetzt, mit dem Schlaganfall ihres Mannes, ist es eine klare Sache.»
Longchamp: «Für die SP eine Herausforderung»
Besonders tragisch sei es für die Partei aber nicht. Denn: «Die Kandidatenauswahl ist begrenzt. Aber es ist ein sehr kurzes Verfahren, in drei Wochen muss die Fraktion entscheiden.»
Die SVP will ihre Kandidatenkür Mitte November über die Bühne bringen, die SP entscheidet in drei Wochen definitiv. Danach folgen die Hearings bei den Parteien, bis dann am 7. Dezember die vereinigte Bundesversammlung die neuen Mitglieder der Landesregierung wählt.
Anders liege der Fall bei den Grünen, die sich gerade eben erst gegen eine Kampfkandidatur bei der Maurer-Ersatzwahl entschieden haben. Sie erwische Sommarugas Rücktritt ganz auf dem falschen Fuss, weil sie jetzt sehr kurzfristig Kandidaten auftreiben müssten. Tatsächlich verzichten die Grünen auch bei der SP auf einen Angriff: Man wolle die nationalen Wahlen 2023 abwarten und dort gemeinsam mit der SP die rechtsbürgerliche Mehrheit sprengen.
SP sägt Top-Favorit Jositsch ab
Für die Nachfolge wäre für Claude Longchamp eigentlich SP-Ständerat Daniel Jositsch Top-Favorit gewesen. Doch die SP will ausschliesslich Frauen auf einem Zweierticket präsentieren. «Vom Elektorat her klar», sagt Longchamp, angesichts der mehrheitlich weiblichen SP-Wählerschaft und Frauenmehrheit in der SP-Fraktion.
Immer wieder hoch gehandelt werde die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen. «Aber zwei Berner – neben Rösti – ist eher unwahrscheinlich.» Albert Rösti gilt als hoffnungsvollster Kandidat im SVP-Rennen um die Maurer-Nachfolge.
Bereits einmal für den Bundesrat kandidiert hat die Basler Ständerätin Eva Herzog. Sie signalisiert bereits erneutes Interesse, denn es sei höchste Zeit für eine Bundesratsvertretung aus der Nordwestschweiz. Doch habe sie eher wenig Rückhalt in der Fraktion, so die Einschätzung von Politologe Claude Longchamp.
Sommaruga-Nachfolge: Vorteil Westschweiz und Tessin?
Die SP betont derweil aber zwei Punkte: In den Kantonen gebe es Personen mit Potenzial – und es muss überhaupt nicht zwingend eine Deutschschweizerin sein. Bei bereits drei Lateinern im Bundesrat ein gewagterer Schritt als das Frauenticket, so Longchamp.
Prominenteste SP-Regierungsrätin ist wohl die Zürcherin Jacqueline Fehr. Sie kandidierte damals sogar gegen – beziehungsweise mit – Simonetta Sommaruga für den Bundesrat. Seither hat sie sich aber zusehends mit der Partei zerstritten.
Deshalb rücken Romandes und Tessinerinnen in den Fokus. Hier haben gemäss Longchamp die Tessiner Ständerätin Marina Carobbio und die Waadtländer Regierungsrätin Rebecca Ruiz die Nase vorn.