SP: Nationalrat Roger Nordmann kandidiert für Berset-Nachfolge
Der erste Romand kandidiert für den zweiten Sitz der SP im Bundesrat: Roger Nordmann, bis vor Kurzem noch Fraktionschef und einflussreicher Energiepolitiker.
Das Wichtigste in Kürze
- Fünf SP-Politiker kandidieren schon für die Nachfolge von Alain Berset im Bundesrat.
- Roger Nordmann gesellt sich zur Gruppe als erster Westschweizer.
- Der Waadtländer gilt als gut vernetzt und dossierfester Energiepolitiker.
Auch Roger Nordmann will in den Bundesrat: Der Waadtländer hat heute seine Kandidatur für den Sitz von Alain Berset bekanntgegeben.
Der ehemalige Fraktionschef der Sozialdemokraten im Parlament ist der erste Westschweizer, der kandidiert. Bisher haben sich Daniel Jositsch (ZH), Matthias Aebischer (BE), Beat Jans (BS) und Jon Pult (GR) gemeldet.
Er wolle sich vor allem in den Dienst des Landes stellen, betont Roger Nordmann im Nau.ch-Interview. Die Unterstellung, er kandidiere lediglich als eine Art «Flucht nach vorne», weist er vehement von sich. «Die Leute kennen mich, wissen, wie ich funktioniere. Sie wissen, dass ich ein Brückenbauer bin, dass ich Lösungen anstrebe.»
Nordmann mehrsprachig, Baume-Schneider «halbe Deutschschweizerin»
Der Bundesrat hat derzeit vier Vertretende der lateinischen Schweiz; zudem stammt Bundesrat Guy Parmelin wie Nordmann aus der Waadt. Nordmann sieht darin kein Problem. Primär gehe es sowieso um die Frage, ob es drei Romands in der Landesregierung leiden möge: «Denn zwischen dem Tessin und der Suisse Romande gibt es fast keine Beziehungen, nur schon geografisch ist es sehr weit entfernt.»
Die Frage müsse aber die SP-Fraktion und danach das Parlament beantworten. «Aber ich glaube, dass das Land nicht so schlecht funktioniert», mit aktuell ebenfalls drei Romands und einem Tessiner. «Isabelle Baume-Schneider ist auch eine halbe Deutschschweizerin und spricht sehr gut Schweizerdeutsch. Und ich spreche alle Landessprachen ausser Rumantsch.»
Roger Nordmann (SP): «Gesamtschweizerischer Romand»
Er wolle die Sprachgrenzen überwinden, betrachtet sich selbst «als gesamtschweizerischer Romand». Seine Chancen auf eine Wahl seien jedenfalls intakt, aber man müsse immer auch akzeptieren, zu verlieren. «Kern der Demokratie ist, dass es mehr Kandidaten als Posten gibt.»
Der Lausanner spricht von einem schwierigen Umfeld, in dem sich die Schweiz befindet: «Es scheint mir schwieriger zu sein als vor zehn oder 20 Jahren.» Der Schwarzmalerei will Nordmann aber nicht verfallen.
Um aktuelle Herausforderungen – Klimawandel, EU, Energieversorgung, Arbeitskräftemangel – anpacken zu können, will Nordmann Brücken bauen, sagt er. Seine Methode der Politik sei, mit allen zusammenzusitzen und Lösungen zu diskutieren. «Ich glaube im Übrigen behaupten zu können, dass es ein wenig mein Markenzeichen ist», so Nordmann.
Roger Nordmann hatte noch nie ein Exekutivamt inne: Er wollte 2019 in den Waadtländer Staatsrat einziehen, wurde aber nicht von seiner Partei ernannt. Für die Waadtländer SP wäre Nordmann das erste Bundesratsmitglied, sagte die Vize-Präsidentin der kantonalen Partei.
Trotzdem geniesst Nordmann einen guten Ruf. Er sitzt seit 2004 im Nationalrat und hat sich als kompetenter Energiepolitiker etabliert. Der links stehende Politiker hat vor einigen Jahren für den Atomausstieg Druck gemacht und macht heute Druck für die Energiewende.
Bis zum 29. Oktober können interessierte Parteimitglieder ihre Kandidatur bekanntgeben. Die SP entscheidet dann einen Monat später, wer auf das offizielle Ticket für die Bundesratswahl im Dezember kommt.