SP sympathisiert mit Corona-Ampel für die Schweiz
Was gilt wo: Die Pandemie-Massnahmen sind zunehmend unübersichtlich. Klarer wäre eine einheitliche Corona-Ampel, findet SP-Nationalrätin Min Li Marti.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Corona-Ampel wäre leichter verständlich, glaubt SP-Nationalrätin Min Li Marti.
- Ein solches System für Pandemie-Massnahmen kennen zum Beispiel Bayern und Österreich.
- Gerade dort gibt es aber auch Kritik aus der Bevölkerung.
Die Lage rund um das Coronavirus verschärft sich wieder täglich, die Behörden verschärfen derweil die Massnahmen. Allerdings jeder Kanton für sich, weil der Bund nicht mehr zuständig ist. Um im föderalistischen Regel-Dschungel die Übersicht zu bewahren, wäre ein Ampel-System doch viel praktischer, findet SP-Nationalrätin Min Li Marti. Denn dem Anstieg der Fallzahlen wird je nach Kanton sehr unterschiedlich begegnet.
Nidwalden ist anders. Appenzell auch.
Im Kanton Nidwalden gilt die Maskenpflicht in Gastronomiebetrieben wie Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Discos und Tanzlokalen. Im Kanton Appenzell Innerrhoden auch – aber nur für das Servicepersonal. Dafür ist dort das Tanzen gleich komplett verboten. Zwei Ansätze für ein und dasselbe Problem.
Kann man machen, kann man situativ begründen, aber was ist dann mit der Gemeinde Oberegg AI, der dreigeteilten Exklave? Ist dort die Pandemie-Lage nicht vielleicht eher vergleichbar mit der von Appenzell Ausserrhoden?
Abhilfe schaffen bei solch vertrackter Geografie würde eine Corona-Ampel, wie sie Österreich oder Bayern eingeführt haben. Je nach Risiko-Beurteilung gelten für eine Region andere Massnahmen, aber immer die gleichen für alle gleichfarbigen Regionen.
«Transparenz und Verlässlichkeit»
So wäre klar, bei welchen Faktoren welche Massnahmen angezeigt seien, sagt Min Li Marti. Sie betont, sie sie keine Epidemiologin, betrachtet die Problematik also aus Sicht des interessierten Laien. «Mir scheint ein Ampelsystem attraktiv, weil es eine Transparenz und Verlässlichkeit bringen könnte.»
Eine Ampel – nicht zu verwechseln mit der Ampel der EU für Reisebeschränkungen – hätte noch weitere Vorteile, so Marti. «Ich glaube, dass ein Problem der schnellen Lockerung war, dass man heute nicht genau weiss, welche Lockerung welche Auswirkung hat. Das wäre mit einer Ampel vielleicht besser nachvollziehbar.» Zudem könne die Ampel vielleicht auch präventiv wirken.
Vor- und Nachteile der Corona-Ampel
In Bayern ist das Raster die Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städte. In Österreich setzt man im Prinzip auf die Bezirke, Ausnahmen bestätigen die Regel, und die Ampel hat vier Farben. So kann flexibel auf regionale Verschiedenheiten reagiert werden. Hotspots sind für alle transparent erkennbar und Virenherde können gezielt bekämpft werden.
Die erhoffte Transparenz stellt sich aber offenbar nur bedingt ein. Denn Kritiker beklagen zum Beispiel in Österreich, dass nicht immer klar sei, warum ein Bezirk zum Beispiel orange eingefärbt wird. Denn es werden verschiedene Faktoren miteinbezogen, nicht nur die nackten Fallzahlen. Auch der Schweizer Epidemiologe Marcel Tanner, Mitglied der Corona-Taskforce, hält eine Corona-Ampel für zu oberflächlich und wenig hilfreich.
Viele Kantonsärzte ziehen indes bereits ein Vierfarben-Ampelsystem zu Rate, welches auf einem Konzept des Kantons Zug beruht. Soweit bekannt, werden die Farben aber lediglich auf Kantonsebene bestimmt. Oberegg AI kann noch so weit von Appenzell entfernt sein, Regeln sind Regeln. Do gets etz e ke Bere!