SRF Arena über Homosexuelle sorgt für Antisemitismus-Vorwurf
Die emotionale SRF-Arena zum Diskriminierungsschutz für Homosexuelle schlägt weiter Wellen. Eine Teilnehmerin wirft einer anderen Antisemitismus vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Nachgang zur «Arena» über den Schutz von homosexuellen Menschen gehen die Wogen hoch.
- Die Chefin der Lesben-Organisation wirft einer EDU-Vertreterin Juden-Feindlichkeit vor.
- Diese wehrt sich dagegen, hält aber an ihrer umstrittenen Aussage fest.
Das Thema bewegt die Schweiz: Soll die Diskriminierung von Schwulen und Lesben künftig eine Straftat darstellen? In der «Arena» kreuzten Befürworter und Gegner am Freitag die Klingen.
Die emotionsgeladene Sendung sorgt auch im Nachhinein noch für Diskussionen. Anlass zum Streit gibt ein Schlagabtausch zwischen Anna Rosenwasser und Lisa Leisi.
Erstere ist Co-Geschäftsleiterin der Schweizerischen Lesbenorganisation (Los). Letztere gehört als Vertreterin der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) zu den Gegnern der Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm.
Im Rahmen einer Debatte darüber, ob ein Bäcker einem schwulen Paar die Hochzeitstorte verweigern dürfe, kam Rosenwasser auf ihre jüdische Herkunft zu sprechen. «Fänden Sie es okay, wenn mir nichts verkauft wird, weil ich einen jüdischen Namen habe und einen Davidstern trage?», fragt sie Leisi.
Anna Rosenwasser sieht «Parallelen zum Antisemitismus»
Auf Anfrage sagt Rosenwasser, dass die Argumentation der Gegner des Gesetzes für sie schon länger «Parallelen zum Antisemitismus» aufweise. Das vielzitierte Torten-Beispiel erinnere stark an die «Kauf nicht bei Juden»-Slogans in Nazi-Deutschland.
«Ich trug deshalb meinen David-Stern ganz bewusst in der Sendung», erklärt die 29-Jährige. Und: «Mit ihrer Aussage hat die Fundamentalistin Lisa Leisi dies leider eindrücklich bestätigt.»
EDU-Vertreterin weist Vorwürfe von sich – und reist nach Israel
Die Angegriffene sieht das anders. «Nichts liegt mir ferner als Ressentiments gegenüber Israel oder dem Judentum», so Leisi auf Anfrage. Tatsächlich plane sie mit ihrer Glaubensgemeinschaft gerade eine Reise nach Israel.
«Die Meinungs- und Gewerbefreiheit sollte zulassen, dass jemand eine Leistung verweigern kann. Ganz egal, um welche persönlichen Einstellungen es geht», verteidigt sie allerdings ihre Haltung. Doch wie sieht das mit der Torte für Homosexuelle bei ihr aus?
«Persönlich würde ich als Bäckerin auch Schwulen eine Torte verkaufen, wenn es um einen Geburtstag geht. Ginge es in Richtung homosexuelle Eheschliessung, hätte ich aber Mühe, dies mit meinen Einstellungen in Einklang zu bringen», so die EDU-Vertreterin.