SRF Club: SVP-Schnegg wehrt sich gegen Corona-Skeptiker
Das SRF bietet im «Club» gleich drei Massnahmen-Gegnern eine grosse Bühne. Ein Infektiologe und SVP-Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg bieten ihnen Paroli.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg verteidigt im «SRF-Club» die Massnahmen.
- Je früher, desto weniger hart müsse er eingreifen, so der Berner SVPler.
- Damit stellt sich der Regierungsrat deutlich gegen drei anwesende Corona-Skeptiker.
Einmal mehr nimmt sich der «Club» dem Coronavirus an. Im Rahmen einer Sommerserie sollte über die «Kritiker» gesprochen werden. Und die Skeptiker waren in der Sendung sehr prominent vertreten.
Mit Michael Bubendorf von den «Freunden der Verfassung», Primarlehrerin Prisca Würgler und Journalist Reto Brennwald waren gleich drei Massnahmen-Gegner präsent. Vor allem erstere verbreiteten grösstenteils unwidersprochene Behauptungen.
Etwa, dass Massnahmen «überhaupt nichts» nützen, erklärte Bubendorf. Reagieren darauf durften der Epidemiologe Manuel Battegay, der dies mit viel Geduld tat, und der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg.
SVP-Schnegg verteidigt Massnahmen gegen Skeptiker
Das führte dazu, dass ausgerechnet ein religiöser SVP-Vertreter aus der ländlichen Schweiz die Position der Wissenschaft und der Behörden vertreten musste. Tatsächlich machte sich Schnegg vor allem in der zweiten Pandemie-Welle einen Namen als Befürworter harter Massnahmen.
Als erster Kanton hat Bern Grossveranstaltungen verboten, im Sommer 2020 schnell Massnahmen gegen das Coronavirus ergriffen. Und dies, obwohl man nicht immer gewusst habe, was zu tun sei, so der Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg. Immer habe er gezweifelt, ob er hätte weitergehen müssen oder abwarten, sagt er.
Der Berner SVPler fügt aber an, dass man immer dazu lerne. «Heute sind wird klüger als vor 18 Monaten, und in sechs Monaten sind wir nochmals klüger», so Schnegg.
Eine Lehre aus eineinhalb Jahren Pandemie: «Immer, wenn wir rasch entschieden haben, ist es gut gekommen. Wenn wir gezögert haben, hatten wir danach mehr Mühen.» Deshalb dürfe man nicht zu lange warten, wenn etwas passiert. Sonst verliere man die Möglichkeit, die Pandemie in den Griff zu kriegen.
Was ist eigentlich Freiheit?
Bei allen Entscheidungen sei die Freiheit ein wichtiger Aspekt gewesen. «Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt», bemüht Schnegg den Philosophen Immanuel Kant.
Für den Sprecher der «Freunde der Verfassung» ist Freiheit, «die Möglichkeit, das Leben so zu leben, wie ich es will». Deshalb sei er von Beginn an gegen die Massnahmen gewesen. Reto Brennwald, Journalist und Kritiker, sah mit dem Lockdown «Freiheiten eingeschränkt, die nicht notwendig gewesen wären».
Der Staat habe Mikromanaging betrieben. Brennwald hätte sich mehr Eigenverantwortung gewünscht. Für Gesundheitsdirektor Schnegg ist Freiheit eng mit Eigenverantwortung verbunden. Doch er war gezwungen, die Freiheit einzuschränken.
«Je schneller, desto weniger hart müssen wir eingreifen»
Denn er habe den «klaren, gesetzlichen Auftrag», die Spital- und Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Doch diese sei in Gefahr gewesen, weshalb er gezwungen gewesen sei, gewisse Massnahmen zu ergreifen. «Je schneller wir gewisse Massnahmen ergreifen, desto weniger hart müssen wir eingreifen.»
«Durch unsere Massnahmen haben wir gewisse Träume der Leute vielleicht gestoppt», gibt Schnegg zu. Doch in der Schweiz sei das Resultat viel besser als in anderen Ländern.
Auf gemeinsame Nenner mit den Corona-Skeptikern kamen Schnegg und Infektiologe Battegay am Ende kaum. Aufgrund der Gästeauswahl des SRF wäre das allerdings auch eine Überraschung gewesen.