SRF knickt ein: Roger Köppel darf für SVP in Präsi-Arena
Nach hitzigen Gesprächen scheint SRF die Wünsche der SVP zu erfüllen. In die Chef-«Arena» kommt Roger Köppel, der nicht einmal Vizepräsident seiner Partei ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag streiten die Parteipräsidenten über Waffenlieferungen an die Ukraine.
- Für die SVP tritt Roger Köppel auf, obwohl er «nur» SVP-Parteileitungsmitglied ist.
- Nach einer Aussprache kommt SRF damit der Sünneli-Partei entgegen – deren Spitze jubelt.
Über drei Wochen lang blieb die grösste Partei des Landes der noch immer wichtigsten Polit-Sendung fern. Nach heftigen Rassismus-Vorwürfen gegen SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi durch den «Arena»-Moderator war es zum Eklat gekommen.
Mitte April kam es zu einer Aussprache. Die SVP schien einigermassen zufrieden und nimmt seither auch wieder an der «Arena» teil. Durchgesickert war, dass die Parteispitze im Leutschenbach ihrem Ärger Luft machte.
Roger Köppel darf wieder in die «Arena»
Etwa darüber, dass der Zürcher Nationalrat und «Weltwoche»-Chef Roger Köppel kaum je in die «Arena» eingeladen werde. Aeschi, der beim Gespräch war, bestätigt: «Es ist korrekt, dass wir der SRF-Spitze mitgeteilt haben, dass es befremdlich ist, dass gewisse SVP-Vertreter seit Jahren nicht in die Sendung eingeladen wurden.»
Nun scheint sich das Blatt tatsächlich gewendet zu haben. Just am Tag, an dem Köppels parlamentarische Immunität heftig wackelte, machte die «Arena»-Leitung publik, dass er als SVP-Vertreter in der «Präsidenten»-Arena teilnimmt.
Dabei ist Köppel nicht einmal im Präsidium der Partei, sondern «nur» in der 14-köpfigen Parteileitung vertreten. Wie kommt der Provokateur ausgerechnet in dieser hochkarätig besetzten Sendung zum Handkuss?
SRF bestreitet Einflussnahme der SVP
Franziska Egli, Redaktionsleiterin der «Arena», sagt auf Anfrage, SVP-Parteipräsident Marco Chiesa und SVP-Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher seien nicht verfügbar. «Roger Köppel ist in der Parteileitung und bei der SVP zuständig fürs Dossier zum Sendungsthema.»
Dies habe nichts zu tun mit der SVP-Forderung, dass die Parteien vermehrt mitbestimmen könnten, wen man in die Sendung schicke. Die Redaktion der «Arena» entscheide, wer an der Sendung teilnehme. «Auf Forderungen oder Druckversuche wird nicht eingegangen», betont Egli. Und «ganz einfach falsch» sei auch das Gerücht, dass die «Arena»-Leitung Roger Köppel nicht in der Sendung haben wolle.
Sicher ist: Bei der SVP ist man zufrieden über die Gästewahl. Präsident Marco Chiesa sei tatsächlich verhindert gewesen, erklärt Fraktionschef Thomas Aeschi. Deshalb erscheine es ihm «logisch und richtig, zu diesem Thema Herrn Köppel einzuladen». Dieser werde die Position der SVP zur Neutralität «hervorragend vertreten».
«Schön, dass SRF ideologische Scheuklappen ablegt»
Und Thomas Matter, der ebenfalls an der Aussprache mit Fernsehdirektorin Nathalie Wappler teilnahm, lobt: «Es ist schön, dass das SRF seine ideologischen Scheuklappen ablegt.» Dass Köppel auftrete, sei nichts als logisch, argumentiert er.
Denn dieser sei in den letzten anderthalb Jahren in keiner einzigen SRF-Diskussionssendung zu Wort gekommen, «während in diesem Zeitraum SP-Nationalrätin Jacqueline Badran 13 Mal eingeladen wurde».
Die Chef-«Arena» zum Ukraine-Krieg und zur Schweizer Neutralität verspricht jedenfalls grossen Unterhaltungswert. Einerseits dürften die Emotionen zwischen den Teilnehmern hochgehen. Anderseits ist Köppel auch bekannt dafür, sich bei solchen Gelegenheiten mit dem Moderator anzulegen.
So oder so dürfte sich die schwierige Beziehung zwischen SRF und SVP nicht so rasch beruhigen. Die Rechtspartei wird wohl bereits im Frühsommer ihre Initiative zur Halbierung der Radio- und TV-Gebühren lancieren. Diese würde das Ende der öffentlich-rechtlichen Sender bedeuten, wie man sie heute kennt.