Strommangel: Politiker decken sich mit Taschenlampen ein

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Der Chef der Elcom warnt vor Blackouts im Winter. Politiker nehmen die Warnungen ernst und decken sich vor dem Winter mit Kerzen und Taschenlampen ein.

SVP Strommangel Taschenlampe
Energie-Politiker der SVP wie Mike Egger (l.) und Christian Imark machen sich im Hinblick auf den Winter Sorgen – schuld sei die «linksgrüne» Energiepolitik. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Winter kann es zu Stromabschaltungen kommen, so der Chef der Elektrizitätskommission.
  • Politiker von links bis rechts bestätigen: Es sei sinnvoll, Kerzen zu kaufen.
  • Zwei prominente SVP-Politiker deuten auch an, dass sie sich mit Taschenlampen eindecken.

Seit Wochen warnt der Bundesrat vor möglichen Engpässen bei Gas und Strom im Winter. Werner Luginbühl, Präsident der Elektrizitätskommission (Elcom), wurde am Wochenende noch deutlicher. «In der heutigen Situation kann man stundenweise Abschaltungen nicht ganz ausschliessen», erklärte er der «NZZ am Sonntag».

luginbühl
Werner Luginbühl, der Chef der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom). (Archivbild) - keystone

Der Berner sagte gar, es sei «ratsam, genügend Kerzen im Haus zu haben». Die eindringlichen Appelle des Elcom-Chefs haben viele alarmiert. Politiker zeigen sich darob aber wenig überrascht.

SVP-Imark kauft «mehr Holz, Kerzen und Taschenlampen»

So sagt etwa SVP-Energiepolitiker Christian Imark, er werde sich dieses Jahr mehr Brennholz bestellen als üblich. Einkaufen werde er auch «Kerzen und Taschenlampen», versichert der Solothurner. Es gehe darum, «sich auf die schlimmsten Szenarien vorzubereiten.»

Christian Imark
SVP-Nationalrat Christian Imark ist in der Partei für die Umwelt- und Klimapolitik zuständig. - Keystone

Niemand wisse, wie gross die Lücke sein werde und ob es wirklich zu Abschaltungen komme. Die Schuld sieht Imark jedenfalls bei der «leichtfertigen Mitte-Links-Energiepolitik». Noch deutlicher wird sein Kollege Mike Egger, der ebenfalls in der Energiekommission des Nationalrats sitzt.

«Wir kommen diesen Winter wohl zurück ins vorindustrielle Zeitalter», befürchtet der St.Galler. «Wir müssen nicht die Frage nach einer Stromrationierung stellen», sagt er.

Es brauche schlicht ein grösseres Stromangebot. Daran werde er politisch alles setzen. Doch was unternimmt er persönlich? «Ich weiss von vielen Kollegen, die Notstrom-Aggregatoren als Backup für den Notfall kaufen», so Egger.

Mike Egger
SVP-Nationalrat Mike Egger will sich weiterhin für eine Senkung der Benzinsteuern stark machen - und hofft auf Verbündete. - Keystone

Das sei nicht abwegig. Es könne auch Sinn machen, «sich mit Taschenlampen einzudecken, wenn es wirklich zu einer Notlage kommen sollte.» Dazu werde er auch selbst Strom sparen, etwa durch das konsequente Löschen des Lichts und die komplette Abschaltung des Fernsehers.

Kaufen Sie für den Winter nun mehr Kerzen und Taschenlampen?

In der Verantwortung sieht er aber jene, «welche diese unhaltbare Situation ausgelöst haben.» Aus Eggers Sicht sind das die anderen Parteien – obwohl SVP und FDP eine Mehrheit im Bundesrat stellen. «In Bern müssen wir nun Lösungen schaffen und gewisse Parteien müssen aus ihrer Traumwelt erwachen, sonst droht Dunkelheit für alle», wettert der SVP-Nationalrat.

Bastien Girod (Grüne) setzt auf Kerzen und Stauseen

Ernst genommen werden die Warnungen auch auf linker Seite. «Kerzen machen sicher Sinn», sagt Grünen-Nationalrat Bastien Girod. Die Empfehlung zum Holz-Kauf sei aber «unüberlegt», weil viele Wohnungen sich damit nicht beheizen liessen.

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Bastien Girod (ZH) sitzt für die Grünen im Nationalrat. - Keystone

Für den Zürcher Politiker ist klar: «Die Elcom würde besser schauen, dass es keine Strommangellage gibt, indem wir genug Wasser in den Stauseen lassen.»

Sicher ist: Die Energie-Debatte um drohende Engpässe dürfte die nächsten Wochen und Monate prägen. Schon bald will der Bund eine Informations-Kampagne starten, damit die Schweizerinnen und Schweiz mehr Strom sparen.

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