SVP-Spitze gibt Listenverbindungen Schuld am Wahl-Debakel
Co-Wahlkampfleiter Oskas Freysinger sieht die fehlenden Listenverbindung als verantwortlich für rund die Hälfte der Sitzverluste bei den Nationalratswahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- An der SVP-Delegiertenversammlung wird nur kurz über die Wahlen geredet.
- Mehr sei auch nicht nötig, findet Co-Wahlkampfleiter Oskar Freysinger.
- Schuld am Wahl-Debakel sei zur Hälfte auch das Fehlen von Listenverbindungen.
Woran hat es gelegen? Die «Kurzanalyse der Wahlen 2019» ist zwar an der SVP-Delegiertenversammlung vom kommenden Samstag traktandiert. Aber wirklich nur kurz: Gerade mal je 10 Minuten auf Deutsch und Französisch sind es laut Programm.
Das habe aber schon seine Richtigkeit, sagt dazu Co-Wahlkampfleiter Oskar Freysinger. Die Schuld am Wahl-Debakel sucht Freysinger auch nur zur Hälfte bei der SVP. Sondern beim Wahlsystem. Nämlich: Den Listenverbindungen.
Minus sieben Sitze wegen fehlender Listenverbindungen
«Die Hälfte der Sitze haben wir nicht wegen uns, sondern wegen den Listenverbindungen der Gegner verloren», klagt Freysinger. Also «vielleicht nur so sechs, sieben Sitze» statt dem jetzt vollen Dutzend. Schon mal ein Grund weniger für eine Kropfleerete an der DV. Abgesehen davon, dass es nicht viel bringe, mit 500 Leuten im Saal eine Diskussion loszutreten.
«Das macht man im engeren Rahmen, sonst kommt man auf keinen grünen Zweig», findet Freysinger. Wer wolle, könne sich ja trotzdem immer noch im Saal zu Wort melden. «Wir waschen nicht dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit», betont der sonst unzimperliche Walliser Ex-National- und Ex-Staatsrat. Also nicht so wie Partei-Tribun Christoph Blocher, der die Westschweizer SVP-ler, für die Freysinger zuständig war, als «zu träge» titulierte.
Abgewählt trotz Spitzenresultat
Die fehlenden Listenverbindungen dürften die SVP hingegen tatsächlich einige Sitze gekostet haben. Prominente Beispiele sind Heinz Brand in Graubünden, Sebastian Frehner in Basel-Stadt und Jean-François Rime im Kanton Freiburg. Der Gewerbe-Präsident Rime erzielte mehr Stimmen als zwei der sieben Gewählten, die SVP das beste Ergebnis aller Parteien. Trotzdem erhielt sie nur einen Nationalratssitz.
Konsequent auf Listenverbindungen setzt seit Jahren Links-Grün, Sitze weggeschnappt haben der SVP aber auch die Mitte-Allianzen wie in Basel-Stadt. Eigentlich sei er ja gegen Listenverbindungen, hält Freysinger fest: «Sie verfälschen den Wählerwillen.»
Aber so lange diese möglich sind: «Wir müssen uns schon überlegen, ob wir nicht systematisch bürgerliche Verbindungen machen müssen.» Naheliegenderweise mit der FDP, doch abgesehen von drei Kantonen (Aargau, Basel-Land und Thurgau) gelang dies nirgends.
SVP findet keine Listenpartner
Dass die SVP nicht unter die Haube kommt, hat sie sich indes oft selbst zuzuschreiben. In Schaffhausen platzte die Listenverbindung im letzten Moment wegen dem umstrittenen Wurm-Plakat. Dieses hätte beinahe auch zur Trennung von der FDP im Aargau geführt, wenn dies gesetzlich möglich gewesen wäre.
Als die Grünliberalen laut über eine Listenverbindung mit der SVP in der Waadt nachdachten, fand das die SP schlicht «grusig». Parteien grenzen sich lieber von der SVP ab – und die SVP tut auch nicht gerade viel, dies zu ändern.
Im Gegenteil: Im Kanton Bern und im Kanton Freiburg hat sie gerade eben die FDP-Ständeratskandidatinnen desavouiert. Die fehlenden Listenverbindungen erklären einen Teil des Wahl-Debakels der SVP – warum sie aber fehlen, muss die SVP erklären.