SVP will Gleichstellungsbüros schleifen
Das Wichtigste in Kürze
- Kantonale und nationale Gleichstellungsbüros sollen für Gleichberechtigung sorgen.
- Dieser Auftrag sei längst erfüllt, finden die SVP-Nationalrätinnen Pieren und Steinemann.
Die kantonalen und das eidgenössische Gleichstellungsbüro haben einen klaren Auftrag: Für Gleichberechtigung sorgen. Auf allen Ebenen. Viele sind der Ansicht, dass dieser Auftrag noch lange nicht erfüllt ist. Die grüne Nationalrätin Maya Graf sieht aktuell sogar einen Rückgang der Gleichstellung und spricht sich darum dezidiert für den Erhalt der Gleichstellungsbüros aus. Andere aber sehen das anders.
«In Zürich versuchen wir schon lange, das Gleichstellungsbüro abzuschaffen», sagt SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann. «Es gibt keinen Bereich, in dem Frauen juristisch weniger Rechte haben als Männer. Im Gegenteil: Beim Rentenalter sind wir im Vorteil und der Militärdienst ist freiwillig.» Das Gleichstellungsbüro ist für Steinemann «herausgeworfenes Geld». Partei- und Ratskollegin Nadja Pieren teilt Steinemanns Meinung: «Unsere Gesetze greifen ja. Ich sehe keinen Bedarf für ein Gleichstellungsbüro.»
Lohngleichheit? «Noch nie konkretes Beispiel gesehen»
Steinemann scrollt durch die Auftragsliste des Zürcher Gleichstellungsbüros. Bei der Lohngleichheit hält sie inne: «Wenn das wirklich stimmen würde, dass Frauen mit der genau gleichen Ausbildung und Erfahrung weniger Lohn bekommen, würde sie ja jeder anstellen», sagt Steinemann. Ihr habe noch nie jemand ein konkretes Beispiel zeigen können.
Laut dem Bundesamt für Statistik beläuft sich der nicht durch objektive Faktoren erklärbare Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern im öffentlichen Sektor auf rund 7,5 Prozent. Pieren, selber Unternehmerin, schüttelt den Kopf: «In meinem Unternehmen arbeiten nur Frauen. Es kann aber gut sein, dass eine Frau trotz gleicher Ausbildung und Berufserfahrung mehr verdient als die andere. Weil sie einen besseren Job macht und ein Leistungslohn darum eine faire Entschädigung darstellt.»
Frauen in Männerdominierten Berufen zu stärken – und umgekehrt, findet Steinemann überflüssig: «Es sind mündige Menschen, die sich für oder gegen einen bestimmten Beruf entscheiden. Das geht den Staat nichts an.» Ganz im Gegenteil, «anmassend» sei diese Einmischung. Pieren stösst sich zudem an dem Gedanken, dass der Staat sich für die Frau einsetzen muss. «Ich habe Mühe mit dem Opfergedanken, den der Feminismus mitbringt.»
Angst vor zugewanderten Männern
«Ich sehe die Probleme der Feministinnen nicht», sagt Steinemann schliesslich. Einen Auftrag allerdings würde sie gerne bei den Gleichstellungsbüros unterbringen: «Die Zuwanderung macht mir als Frau Angst.» Sie nennt Kinder- und Zwangsehen, Frauen, die durch das Kopftuch zu Objekten würden und die Rechtslage der Frau in muslimischen Ländern.
«Die Freiheit der Frauen hier wird durch die Zuwanderung aus muslimischen Ländern bedroht.» Sie scrollt ans Ende der Homepage des Gleichstellungsbüros. «Aber dazu finde ich hier nichts», sagt sie dann.