Swiss Olympic lässt Gian Franco Kasper noch nicht fallen

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

FIS-Präsident Gian Franco Kasper stellt den Klimawandel in Frage. Nun steht er international in der Kritik. Jetzt nimmt Swiss Olympic-Chef Jürg Stahl Stellung.

Jürg Stahl, Präsident von Swiss Olympic, an einer Pressekonferenz.
SVP-Nationalrat Jürg Stahl, Präsident von Swiss Olympic, will sich «nicht einmischen» in die Diskussion um Kaspers Klima-Aussagen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gian Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbands, steht im Gegenwind.
  • Mit Aussagen über den Klimawandel und Diktaturen verärgert er Freund und Feind.
  • Swiss Olympic-Präsident Jürg Stahl nimmt den Schweizer Ski-Boss nun in Schutz.

Gian Franco Kasper (75) ist seit rund 20 Jahren Präsident des Internationalen Skiverbands FIS. Doch kaum je zuvor dürfte er dermassen in der Kritik gestanden haben wie diese Woche.

In einem Interview stellte er den Klimawandel in Frage und sagte, er ziehe es aus geschäftlicher Sicht vor, Grossanlässe in Diktaturen durchzuführen.

Gian Franco Kasper beim FIS Forum Alpinum in Sölden (Ö).
«Es gab schon immer kalte und wärmere Winter» – an den Klimawandel glaubt Ski-Boss Gian Franco Kasper nicht wirklich. - Keystone

Politiker fordern nun seinen Rücktritt, das Internationale Olympische Komitee distanziert sich von den Aussagen. Der Schweizer Verband Swiss Olympic hält sich mit Kritik zurück. Präsident und SVP-Nationalrat Jürg Stahl nimmt im Interview Stellung.

Nau.ch: Herr Stahl, Sie verfolgen die Ski-WM aus der Schweiz. Warum lassen Sie sich das Spektakel entgehen?

Jürg Stahl: Selbstverständlich hatte ich mir den Termin im Kalender dick angestrichen. Leider kann ich aber nicht an jedem Anlass vor Ort dabei sein und habe auf die Reise nach Schweden verzichtet. Ich fiebere aber vor dem Fernseher mit. Den Super-G der Männer heute habe ich in der Mittagspause am Sitz von Swiss Olympic in Ittigen bei Bern verfolgt.

Nau.ch: Nach der ersten Medaille: Ärgert es Sie, dass die jüngsten Äusserungen von FIS-Präsident Kasper für Negativ-Schlagzeilen sorgen?

Jürg Stahl: Nein, geärgert habe ich mich nicht. Die WM in Are ist ein Skifest an dem die Schweizer Athleten hoffentlich noch einige Medaillen gewinnen. Aber ich habe das Interview selbstverständlich zur Kenntnis genommen.

Corinne Suter weint vor Freude im Ziel.
Corinne Suter weint vor Freude im Ziel nach dem Gewinn der Bronzemedaille. - SRF

Nau.ch: Fakt ist: Der Wintersport wird sich durch den Klimawandel verändern. Sehen Sie das auch so?

Jürg Stahl: Der Wintersport und auch die Berggebiete mussten sich immer schon an neue Begebenheiten anpassen. Das ist eine der grossen Herausforderungen in diesem Umfeld.

Nau.ch: Herr Kasper, sagt, für den Klimawandel gebe es «keine Beweise». Ist das in seinem Amt eine geschickte Aussage?

Jürg Stahl: Gian Franco Kasper wird wissen, welche Aussagen er in einem Interview macht und was er damit bewirkt. Ich möchte mich da nicht einmischen.

Nau.ch: In der Schweiz dürften auf absehbare Zeit keine Olympischen Spiele stattfinden – weil das Volk Nein sagte. Haben Sie in diesem Licht Verständnis dafür, dass Kasper sagt, Grossanlässe würden besser in Diktaturen stattfinden?

Jürg Stahl, hier an den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea, setzte sich erfolglos für Spiele in der Schweiz ein. - Keystone

Jürg Stahl: Das sehen wir bei Swiss Olympic anders. Wir haben uns ja stark für die Olympiakandidatur von Sion für die Winterspiele 2026 eingesetzt.Das wäre ein nachhaltiger Anlass geworden, der dem ganzen Schweizer Sport und auch der Gesellschaft unseres Landes über die Dauer der Spiele hinaus Impulse verliehen hätte. Leider haben wir mit dem Projekt keine Mehrheit beim Walliser Stimmvolk gewonnen.

Nau.ch: Wie gut kennen Sie Herr Kasper persönlich?

Jürg Stahl: Als IOC-Mitglied hatte Gian-Franco Kasper bis Ende 2018 auch Einsitz im Exekutivrat von Swiss Olympic. Dort habe ich mit ihm zusammengearbeitet und ihn auch kennengelernt. Nach seinem Ausscheiden aus dem IOC im Dezember des vergangenen Jahres haben wir ihn auch aus dem Exekutivrat von Swiss Olympic verabschiedet.

Nau.ch: Unterstützen Sie, dass er seine Amtszeit bis 2022 beendet?

Jürg Stahl: Ich möchte mich nicht in die Zukunftsplanung von Herrn Kasper und der FIS einmischen.

FIS-Chef Gian Franco Kasper
Swiss Olympic will sich nicht dazu äussern, ob FIS-Chef Gian Franco Kasper nach seinen Aussagen noch tragbar ist. - Keystone

Nau.ch: Sollte sein Nachfolger auch aus der Schweiz kommen? Kann unser Land davon profitieren?

Jürg Stahl: Aus persönlicher Sicht und aus jener von Swiss Olympic hat es sicher Vorteile, wenn der Präsident eines so grossen und wichtigen Sportverbands aus der Schweiz kommt. Ich denke, dass es in der Schweiz den einen oder anderen valablen Kandidaten gäbe. Aber auch in anderen Ländern gibt es kluge und fähige Personen. Wir werden sehen, wann es einen neuen FIS-Präsidenten gibt, und wer das sein wird.

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