Tamara Funiciello greift Bundesrat Alain Berset an

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Juso-Chefin Tamara Funiciello schiesst gegen SP-Bundesrat Alain Berset. Die Erhöhung des Rentenalters für Frauen sei inakzeptabel. Sie sammelt Unterschriften.

tamara funiciello
Bundesrat Alain Berset und Juso-Chefin Tamara Funiciello sind nicht selber Meinung. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SP-Bundesrat Alain Berset will das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre erhöhen.
  • Juso-Chefin Tamara Funiciello empfindet dies als Hohn gegenüber den Frauen.

Sozialdemokrat und Sozialminister Alain Berset nimmt einen neuen Anlauf. Die AHV muss dringend reformiert werden, soll sie auch nach 2030 noch funktionieren – Zusatzspritze dank AHV-Steuerdeal hin oder her. Dafür sollen Frauen künftig wie die Männer bis 65 arbeiten müssen.

Tamara Funiciello: Erhöhung des Frauenrentenalters macht wirtschaftlich keinen Sinn

«Es ist ganz klar: Das Rentenalter 65 ist ein Tabu», erteilt Juso-Chefin Tamara Funiciello den Reformplänen Bersets eine Abfuhr. «Das ist total daneben für all die Frauen, welche rund 100 Milliarden Franken weniger verdienen als Männer – obwohl sie gleich lange arbeiten.» Zudem leisten Frauen heute jedes Jahr unbezahlte Arbeit im Wert von 248 Milliarden Franken.

Tamara Funiciello
Tamara Funiciello will keine Erhöhung des Frauenrentenalters. - Keystone

Für Funiciello macht es aber auch gesamtwirtschaftlich keinen Sinn, dass Frauen länger arbeiten sollen. «Das ist einfach nur dumm. Denn: Die Arbeitslosigkeit der Menschen über 50 Jahren steigt und steigt. Und trotzdem will man jetzt die Arbeitszeit verlängern – das macht hinten und vorne keinen Sinn.»

Es sei ein politischer Entscheid, wie stark unsere Renten sein sollen, so die Nationalratskandidatin. «Das ist nicht einfach eine mathematische Rechnung. Und es kann nicht sein, dass die Frauen den Preis für den politischen Entscheid zahlen müssen.» Dagegen will sich die Juso wehren: «Jetzt lancieren wir eine Petition die so richtig ‹chlepft›», kündet Funiciello an. Die Unterschriftensammlung ist am Samstag gestartet.

Friendly Fire: Kampf gegen den eigenen Bundesrat?

Damit bekämpfen die Jungsozialisten die Pläne von Alain Berset, notabene SP-Bundesrat. Tamara Funiciello winkt ab. «Wir greifen nicht unseren eigenen Bundesrat an, sondern den Gesamtbundesrat. Denn er ignoriert die Frauen und ihre Anliegen. Er verschliesst die Augen davor, dass vor einem Monat über 500'000 Frauen auf der Strasse waren.»

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SP-Bundesrat Alain Berset will die AHV reformieren. - Keystone

Neben gleichem Lohn für gleiche Arbeit forderten die Demonstrierenden am 14. Juni auch Anerkennung von Nichterwerbsarbeit sowie Gleichberechtigung bei der Altersvorsorge. Im Frauenstreik-Manifest heisst es: «Wir wollen Renten, welche ein Leben in Würde ermöglichen.

Wir lehnen eine Erhöhung des Frauenrentenalters ab, solange wir während unseres ganzen Berufslebens Diskriminierungen erfahren. Wir wollen Sozialversicherungen, insbesondere eine Altersvorsorge, die unsere Bedürfnisse und Lebensrealität berücksichtigen.»

frauenstreik
Teilnehmende am Frauenstreik am 14. Juni 2019. - Keystone

Für Funiciello ist klar: Eine Erhöhung des Rentenalters ist ein Hohn gegenüber den Frauen. «Das werden wir nicht einfach so hinnehmen, sondern als Juso machen wir uns immer für die Sache stark und sind feministisch. Deshalb akzeptieren wir dies nicht.»

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