Tiger-Jets bleiben: Parlament stürzt Amherd in Patrouille-Bredouille
Das Wichtigste in Kürze
- Das Parlament will die neuen F-35, aber gleichzeitig die alten F-5 Tiger behalten.
- Das VBS hatte die Ausserdienststellung der Jets der Patrouille Suisse beantragt.
- Verteidigungsministerin Viola Amherd muss nun eine Lösung suchen.
Es ist für Viola Amherd der bisher bedeutendste Sieg im Parlament als Verteidigungsministerin: National- und Ständerat segnen das Milliardengeschäft zum Kauf von drei Dutzend F-35-Kampfjets ab. In den Hintergrund rückte dabei, dass beide Ratskammern einen der Anträge des VBS rundweg ablehnte: Die Ausserdienststellung der F-5 Tiger, der 25 Uralt-Kampfjets, die gar nicht mehr kämpfen können.
F-5 Tiger: «Nicht irgendein Flugzeug»
Schon im Juni war der Ständerat nicht auf den Antrag des Bundesrats eingetreten: Die F-5 Tiger müssten bleiben, schliesslich fliege die Patrouille Suisse damit. Es gehe schliesslich nicht um «irgendein Flugzeug», betonte diese Woche auch FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro. Sondern eben das Flugzeug der Patrouille Suisse und damit «ein Aushängeschild der gesamten Armee».
Anders als der Ständerat begründete die Nationalratsmehrheit ihr «Njet» aber nicht primär mit der Kunstflugstaffel. Dass man den F-5, entwickelt in den 1950er-Jahren, nicht mehr als Kampfjet einsetzen kann, bestritt niemand. Behalten wolle man ihn aber wegen all der anderen Jöbli, die man dem Düsenjäger über die Jahre angehängt hatte: Zieldarstellung, Radioaktivitäts-Messungen oder Testflüge für die Ruag. So könne man die F/A-18 – immerhin auch schon drei Jahrzehnte im Dienst – weiter entlasten.
Unterstützung für Viola Amherd von Mitte-Links
Dieses «Geschenk» bringt nun allerdings VBS-Vorsteherin Viola Amherd etwas in die Bredouille. So konnte sie im Interview nicht recht sagen, wie nun das weitere Vorgehen sei. Für die Patrouille Suisse seien 12 Flugzeuge nötig, doch eigentlich wollte man jetzt andere Lösungen prüfen. Ob es zusätzlich noch (neutral bemalte) weitere Jets für Mess-, Test- oder Trainingsflüge brauche, konnte Amherd nicht wirklich sagen.
Denn: Die Armee hatte in Aussicht gestellt, dass diese Zusatzaufgaben in Zukunft entfallen oder durch andere Flugzeuge günstiger erbracht werden können. Was das Parlament genau will, hat es denn auch gar nicht beschlossen. Nur, was es nicht will: Die Ausserdienststellung dieses «Aushängeschilds der Armee».
Will man einen Teil der F-5 weiterhin fliegen lassen, kostet dies 25 Millionen Franken – pro Jahr. Amherd hofft nun, bis 2025 dem Parlament noch einmal eine Ausserdienststellung schmackhaft zu machen. Sie kann dabei auf Grüne, Grünliberale, die meisten SPler und rund die Hälfte der «Mitte» zählen. Selbst einige FDPler stimmten aus finanziellen Überlegungen dafür, die Tiger in Rente zu schicken.
Modernisierung mit einem Nostalgieflieger?
GLP-Nationalrat François Pointet sah immerhin ein, dass sich der F-5 Tiger hervorragend für Paraden eigne. Ob man allein dafür 25 Millionen Franken jährlich ausgeben solle, zweifelte er in der Debatte stark an. Er sei drauf und dran gewesen, mit einem mittelalterlichen Morgenstern aufzukreuzen: Dieser eigne sich genauso wenig für die Kriegsführung, sei aber superpraktisch für Paraden.
Mit der angestrebten Modernisierung der Armee habe dies aber nichts zu tun. Der Luftwaffe empfahl er, das ihr aufgezwungene Werkzeug halt aufzubewahren, ohne es zu benutzen. Auch der Glarner Ständerat Mathias Zopfi (Grüne) mokierte sich über seine bürgerlichen Aviatik-Fans. Es gehe wohl allein um Symbolik, denn der «Nostalgieflieger» trage nichts zur Sicherheit bei.
Die von ständerätlichen Kunstflug-Fans betonte Attraktivität der Patrouille-Suisse-Vorführungen stellt Zopfi ebenfalls infrage. «Worin besteht die Attraktivität, mit einem Oldtimer der Lüfte eine Flugstaffel zu betreiben?» Sinn und Zweck der Patrouille Suisse sei doch, Leistungsfähigkeit, Präzision und Einsatzbereitschaft der Luftwaffe vorzuführen. «Wie können wir das mit einem Flugzeug tun, das gar nicht mehr eingesetzt wird?»