Tödlicher Unfall in Berlin: SUV-Verbot in den Schweizer Städten?
In Berlin tötete ein SUV-Fahrer vier Fussgänger. Deutschland diskutiert seither über ein Verbot der Offroader. In der Schweiz dürfte dies kein Thema sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Verkehrsunfall mit einem SUV starben in Berlin vier Personen.
- In Deutschland fordern Politiker nun ein Verbot der Offroader.
- Schweizer Politiker sind zurückhaltender und setzen andere Prioritäten.
Tragischer Unfall vergangenen Freitag in Berlin: Ein Porsche-Fahrer beschleunigt übermässig, verliert die Kontrolle über sein zwei-Tonnen-Gefährt und donnert in eine Gruppe Fussgänger. Neben einem drei Jahre alten Kind erlagen zwei Männer im Alter von 28 und 29 Jahren sowie eine 64-jährige Frau am Unfallort ihren Verletzungen, wie die Polizei mitteilte.
Der 42-jährige Fahrer liegt noch immer im Spital. Gemäss Hinweis eines Zeugen soll der Fahrer einen epileptischen Anfall erlitten haben. Ob ein medizinisches oder technisches Problem schuld war oder ob es Absicht war ist jedoch weiter unklar. Doch in Deutschland läuft bereits eine hitzige Diskussion über die Gefahr von SUV. Die Deutsche Umwelthilfe und Grünen-Politiker fordern ein Verbot.
SUVs haben in unseren Städten nichts zu suchen! 4 Tote, darunter ein Kleinkind, sind die Bilanz eines schrecklichen Raser-Unfalls mit einem Porsche-SUV in Berlin. Und wenn es nach den Autokonzernen geht, soll mehr als jeder zweite Neuwagen ein SUV werden. Wir kämpfen dagegen an!
— Deutsche Umwelthilfe (@Umwelthilfe) September 6, 2019
Martin Candinas findet den Vorfall zwar tragisch. Doch von der «populistischen Forderung von linken und grünen Parteien» hält der CVP-Nationalrat gar nichts. «Es kann doch nicht sein, dass wir gewisse Automarken oder -typen einfach verbieten. Meines Erachtens braucht es unmittelbar keine speziellen Regeln im Umfang mit SUV. Die heutige Gesetzgebung und Regelung genügt.»

Betreffend baulicher Massnahmen und verkehrsfreier Zonen seien die Städte ganz generell gefordert. «Am wichtigsten ist, dass der ÖV und Fuss- und Veloverkehr in den Städten gefördert wird», so Candinas.
«SUV-Verbot wäre nicht durchsetzbar»
Thierry Burkart, Vize-Verwaltungsratspräsident des TCS und FDP-Nationalrat, lehnt solche populistischen Forderungen grundsätzlich ab, wie er sie nennt. «Ich finde es befremdend, dass man versucht, aus solchen Tragödien umgehend politisches Kapital zu schlagen.»

Der Zürcher SP-Nationalrat Thomas Hardegger glaubt nicht, dass ein SUV-Verbot durchsetzbar wäre. Ein solches würde aber nicht von der Stadtbevölkerung abgelehnt werden, sondern von der Mehrheit, die auf dem Land oder den Agglomerationen wohnen.
Trotzdem: «Persönlich finde ich, dass es keinen Grund für das das Fahren mit einem SUV in der Stadt gibt», so Hardegger. «Denn meistens transportieren sie Transportgut von wenigen Kilogramm mit einem Fahrzeug, das für Leistungen ausgelegt ist, die ein Vielfaches davon beträgt.»
Girod fordert schärfere Sicherheitsvorschriften
Dazu seien die grossen Fahrzeuge den engen Verhältnissen in der Stadt schlecht angepasst und die Motorenleistung sei bei den Innerortsgeschwindigkeiten übermässig umweltbelastend. Herstellungs- und Entsorgungskosten seien im Verhältnis zur Leistung «völlig unverhältnismässig und absurd».

Schärfere Sicherheitsvorschriften fordert Bastien Girod. «Es geht um Fussgängerschutz. Dieser muss so verschärft werden, dass aggressive SUV-Frontpartien oder hohe Aufprallpunkte nicht mehr zugelassen werden.» Die Schweiz müsse endlich den Mut haben für den Schutz der Bevölkerung strengere Vorgaben zu machen als die EU, findet der Grünen-Nationalrat.