Als Bergbauer sieht SVP-Präsident Marcel Dettling Vorteile in steigenden Temperaturen. Nach den Unwettern wird er unsanft an seine Aussagen erinnert.
Marcel Dettling SVP-Präsident
Marcel Dettling hält eine Ansprache an der Delegiertenversammlung der SVP in Langenthal BE, nachdem diese ihn offiziell zum Parteipräsidenten gewählt hat. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Präsident Marcel Dettling bezeichnet die Klimaerwärmung als «nicht schlecht».
  • Er sieht vor allem Vorteile für die Landwirtschaft.
  • Nun werden ihm die Folgen des Klimawandels anhand der Unwetterschäden vorgehalten.
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Damals war Marcel Dettling erst «designierter SVP-Präsident» und der Sommer noch weit weg. Der Februar war zwar rekordwarm, was geneigten Klimaschützern Sorgen bereiten könnte. Nicht so Dettling: «Es ist mir lieber, wenn es wärmer wird als kälter», denn davon könne die Landwirtschaft profitieren.

Dettling, selbst Bauer im auf über 1000 Metern gelegenen Oberiberg SZ, erhoffte sich dank Wärme den Anbau neuer, ertragreicher Pflanzenarten. Auch die Vegetationsperiode würde verlängert; Trockenperioden und Extremwetter mit Fluten im Herbst könne man mit gezielten Investitionen begegnen. Denn: «Wir können den Klimawandel nicht aufhalten», wusste der jetzige SVP-Präsident.

«Dettlings vorteilhafte Klimaerwärmung. Läuft.»

Doch nun ergiesst sich Spott und Kritik über Marcel Dettling. Der Dauerregen war zu viel des Guten: Salat ersoff, Krautfäule bedroht die Kartoffelernte. Eine der Hauptherausforderungen gemäss «Schweizer Bauer»: Der Klimawandel.

Kartoffeln Krautfäule
Die Krautfäule ist wegen dem Dauerregen auf dem Vormarsch und macht den Kartoffel-Bauern zu schaffen. - Ausriss «Schweizer Bauer»

Die Fluten kamen bereits im Frühsommer, sorgten im Wallis und Tessin für Zerstörung und Tote. Die Schäden an der Infrastruktur sind massiv, die Einheimischen sehen sich den Naturgewalten macht- und fassungslos gegenüber.

Stefan Müller-Altermatt Marcel Dettling
Nationalrat Stefan Müller-Altermatt mokiert sich über frühere Äusserungen von Amtskollege und SVP-Präsident Marcel Dettling zum Thema Klimawandel.
Marcel Dettling Klimawandel Subventionen
Einige vermuten, Dettling sei nicht bewusst gewesen, dass wärmere Lufttemperaturen auch Schäden anrichten könnten – oder, dass Bergbauer Dettling auf Subventionen spienzelte.
Marcel Dettling Magdalena Martullo-Blocher
In Erinnerung wird gerufen, dass die SVP-Spitze längst nicht nur für die Landwirtschaft Vorteile durch den Klimawandel sieht. Andere sehen sie in der Verantwortung, bei der Spendensammlung der «Glückskette» mitzumachen.

Für einen Nationalratskollegen eher unüblich unzimperlich mokiert sich Stefan Müller-Altermatt (Mitte/SO) über Dettling. Bebildert mit Artikeln über Hochwasserschäden in der Landwirtschaft schreibt er auf «X» (vormals Twitter): «Dettlings vorteilhafte Klimaerwärmung. Läuft.»

Wofür der Klimawandel sonst noch gut ist

Doch auch andere stimmen ins Spottlied über Dettling mit ein. Viele beziehen sich auf die laufende Sammlung der «Glückskette» und ermutigen die SVP und ihren Präsidenten zu Spenden. Andere unterstellen, dass die Konsequenzen der Klimaerwärmung unbekannt waren und man lediglich von wärmeren Temperaturen ausging.

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Die Spuren des Hochwassers vom Wochenende sind in Saas-Grund VS immer noch deutlich zu sehen.
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Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren.
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Mit Baggern und schwerem Gerät wird das Geröll auf Lastwagen verladen und abtransportiert.
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Das Auto des 86-Jährigen wurde durch die Geröllmassen zerstört.

Einige nehmen Marcel Dettling aber auch in Schutz. Im Sinne von: Er ist imfall nicht alleinverantwortlich, wo doch auch Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher betonte, der Klimawandel sei gut für den Sommertourismus. Oder sie attestieren ihm, dass er sehr wohl recht habe: Dank Klimawandel und Unwetterschäden gebe es schliesslich mehr Subventionen für die Bauern.

«Dettling hatte Recht»

Von wegen Unwetterschäden: Ganz im Gegenteil, findet der notorische SVP-Rüffler «FrankTheTank». Anhand eines Videos einer Simplonpass-Galerie voller Schlamm und Geröll gibt auch er Dettling recht. Der Klimawandel sei gut für die Landwirtschaft, weil hier statt Strasse nun fruchtbares Ackerland entstanden sei.

Was natürlich an den Haaren herbeigezogen ist. Viel zu steinreich, viel zu wenig Sonne und bei dieser Humusschicht passen höchstens Cabrio-Traktoren durch die Galerie. Das kommt dabei heraus, wenn ein «FrankTheTank» den Bauern bei ihrem Metier dreinreden will.

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