Mindestens vier Tote bei schweren Unwettern im Maggiatal und Wallis
Am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag fegen heftige Unwetter über das Wallis und das Tessin. Mindestens vier Menschen sterben.
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens vier Menschen kamen bei Unwettern im Wallis und Tessin ums Leben.
- Im Tessin wurde das Maggiatal schwer getroffen.
- Betroffen im Wallis ist vor allem das Dorf Saas-Grund.
Erneut sind schwere Unwetter über die Schweiz gefegt. Schwer getroffen wurden am Samstag und in der Nacht auf Sonntag Teile der Kantone Wallis und Tessin. Mindestens vier Menschen kamen ums Leben, drei im Tessin und eine im Kanton Wallis.
In beiden Kantonen wurde zudem noch nach je einer vermissten Person gesucht. Die Behörden schlossen am Sonntag weitere Opfer nicht aus.
Diese Wiederholung katastrophaler Ereignisse berühre zutiefst, sagte Bundesrat Ignazio Cassis am Sonntag bei einer Medienkonferenz in Locarno TI. Er drückte die Unterstützung des Bundesrates für die betroffene Bevölkerung und die Behörden aus. Vor gut einer Woche hatten Unwetter im Misox gewaltige Schäden angerichtet.
Maggiatal von Unwettern schwer getroffen
Das obere Maggiatal sei von den Unwettern schwer getroffen worden, sagten Tessiner Behördenvertreter am Sonntag vor den Medien. Der Kanton veröffentlichte ein von einem Rega-Helikopter aus aufgenommenes Video von der hoch gehenden Maggia und den gewaltigen Verwüstungen. Hunderte Menschen mussten evakuiert werden.
Der obere Teil des Maggiatales war nach den Unwettern nur noch auf dem Luftweg erreichbar, weil die Maggia in der Nähe von Cevio eine Brücke weggerissen hatte. Auch die Kommunikation war schwer beeinträchtigt, die Wasser- und Stromversorgung unterbrochen.
Am Sonntagmorgen wurden die Leichen zweier Frauen im Val Bavona in der Nähe eines Erdrutsches geborgen. Eine dritte Leiche wurde später im selben Gebiet gefunden. Nach einer vierten vermissten Person wurde am Sonntag im Lavizzara-Tal noch gesucht.
Am Sonntag konnte eine Sommerkolonie mit 40 Kindern und 30 Erwachsenen aus Mogno im oberen Val Lavizzara evakuiert werden. 300 Personen hingegen, die sich in Peccia, ebenfalls im Val Lavizzara, zu einem Fussballturnier versammelt hatten, warteten am Nachmittag noch auf ihren Helikoptertransport ins Tal.
Der Geologe Stefano Daverio erklärte vor den Medien, dass die starken Regenfälle, die innerhalb weniger Stunden im Raum Cevio-Airolo niedergingen, zu überlaufenden Flüssen und Bodenerosion führten. Die besondere Beschaffenheit des Gebiets habe Sturzfluten und Erdrutsche begünstigt, führte er aus.
Ein Todesopfer im Wallis
Schwer getroffen wurde auch das Wallis. In Saas-Grund wurde ein Mann leblos unter den Trümmern in einem Hotel gefunden. Er könnte nach ersten Erkenntnissen vom schnell steigenden Wasser überrascht worden sein, wie Generalstaatsanwältin Beatrice Pilloud in Grône vor den Medien sagte. In der Gegen von Binn im Oberwallis werde noch nach einem vermissten Mann gesucht.
An der Hochwasser führenden Rhone und deren Seitenflüssen sei die Situation «unter Kontrolle», sagte der Walliser Staatsrat Frédéric Favre. Das Wasser gehe zwar zurück, aber die Situation werde noch mehrere Tage lang heikel bleiben. Mehrere hundert Personen – die offizielle Zahl ist noch nicht bekannt – mussten in verschiedenen Walliser Regionen evakuiert werden.
Das Dorf Saas-Grund habe «sehr teuer bezahlt», ebenso mehrere andere Täler, insbesondere das Goms und Zermatt, sagte Raphaël Mayoraz, Chef der Dienststelle für Naturgefahren. Die Strassen ins Saastal – zwischen Saas-Balen bis Saas-Grund sowie von Saas-Grund bis Saas-Almagell waren am Sonntag geschlossen.
Auch andere Strassen im Kanton waren nicht mehr passierbar. Gesperrt waren die Simplonachse sowie der Furka- und der Nufenenpass, ebenso die A9 zwischen Siders und Sitten. Voraussichtlich bis Sonntagabend war die Bahnstrecke Lausanne-Brig zwischen Riddes und Ardon unterbrochen. Laut Behörden haben die Unwetter im Wallis Schäden von 15 bis 20 Millionen Franken an Kantonsstrassen verursacht.
Die Kantone Wallis und Tessin haben die Hilfe der Armee angefordert. Im Wallis soll sie besonders in der Region Siders und Chippis helfen. Die Hilfe sei nötig, da bereits sämtliche kantonalen Einsatzkräfte und privaten Firmen vor Ort im Einsatz seien, schrieb das Kantonale Führungsorgan (KFO).
Im Tessin wird die Armee für die Errichtung einer provisorischen Brücke bei Cevio im Maggiatal Hilfe gebraucht, wie Behördenvertreter vor den Medien sagten. Zwei Super-Puma-Helikopter stellte die Armee für Evakuierungen aus abgeschnittenen Gebieten bereit.