Viola Amherd ermahnt Klimaschüler nach Protestaktion
Jugendliche haben den Klimastreik bis auf die Tribüne des Nationalratssaals getragen. Die Politiker reagieren sehr kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Klimaschüler haben die Tribüne des Nationalrats gestürmt und ein Transparent ausgebreitet.
- Bürgerliche Politiker kritisieren die unerlaubte Aktion von «Fanatikern».
- Bundesrätin Viola Amherd musste ihre Rede unterbrechen. Sie ermahnt die Klimaschüler.
Zuerst «Final Countdown», dann «Bella ciao» in der Version Klimastreik. Mit reingeschmuggeltem Transparent und offiziell als Zuschauer-Gruppe angemeldet haben Klimaschüler heute die Nationalratsdebatte unterbrochen. Das sorgte zum Teil für geharnischte Reaktion bei den Politikern im Saal.
Kommunistisches Lied, von Fanatikern gesungen
Verschieden musikhistorisch bewanderte Parlamentarier stören sich daran, dass «Bella ciao» beim Klimastreik zum Zug kommt. Das italienische Partisanen-Lied hatte sich über die Jahrzehnte zur Hymne (unter anderem) der Kommunisten entwickelt . Abgesehen davon, dass Proteste im Nationalratssaal verboten sind. «Diese Fanatiker haben das Gefühl, wenn sie Panik schüren, gebe ihnen das jedes Recht», meint SVP-Nationalrat Claudio Zanetti.
Wer soll das noch ernst nehmen? Jugendliche stürmen die Tribüne des @ParlCH, trällern ein Liedchen und @FabianMolinaNR sowie andere Sozialdemokrat*innen klatschen und trällern mit! Übrigens, Klamauk und Plastikplakate machen noch keine Klimapolitik!
— Philipp Matthias Bregy ⚽️ (@pmbregy) September 19, 2019
«Das ist sehr gefährlich», aber andererseits gehe er auch davon aus, «dass diese Aktion ein Schuss in den Ofen war.» Auch werde die Republik Schweiz diese «kleine Aktion» gut überleben. Aber sie zeige halt doch, dass es an Respekt vor den Institutionen mangle: «Es hat einen Grund, warum die Ratsmitglieder möglichst unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen können müssen.»
Amherd: «Es gibt Regeln»
Unterbrochen haben die singenden Klimabewegten nicht etwa einen Parlamentarier, sondern Verteidigungsministerin Viola Amherd. Ihre Devise: «Ruhig bleiben und nichts eskalieren». Sie unterstützt das Engagement der Jungen für das Klima: «Ich finde das super, aber es gibt Regeln und die sind einzuhalten.»
Dass die Aktion zum Bumerang werden könnte, hält auch die Bundesrätin für möglich. Anders beurteilt das Grünen-Nationalrat Bastien Girod. Er hat spontan den Takt mitgeklatscht: «Es war ein bewegender, schöner Moment.» Natürlich dürfe man so etwas nicht jeden Tag machen.
Klimastreik wenigstens originell
Er macht den Vergleich zu anderen provokanten Aktionen im aktuellen Wahlkampf, wie zum Beispiel die Negativ-Kampagne der CVP. Oder auch derjenigen der SVP, die 2017 mit dem Absingen der Nationalhymne den Ratsbetrieb unterbrach. «Diese hier fand ich originell, eine gelungene Aktion.»
Sympathisches kann aber auch Zanetti dem turbulenten Morgen im Nationalratssaal abgewinnen. Sie zeige, dass die teuren Sicherheitsmassnahmen für den Bundeshauszutritt völlig unwirksam seien. «Gewissen Figuren hat man es ja angesehen, dass sie nicht hier rein kommen, um den Debatten zu folgen.»