Viola Amherd setzt mit Ernennung von Thomas Süssli eine Duftmarke
Die unerwartete Ernennung von Thomas Süssli zum Chef der Armee durch Verteidigungsministerin Viola Amherd überrascht und sorgt für Diskussionen. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin Amherd entschied sich für einen Cyber-Defense-Experten und Quereinsteiger.
- Die Wahl der VBS-Chefin überrascht und zeigt auf, in welche Richtung Amherd gehen will.
Viola Amherd überraschte gestern alle, als sie die Katze aus dem Sack liess. Der neue Chef der Armee heisst Thomas Süssli, ist 52, aus Küsnacht am Zürichsee. Zweifacher Vater, gelernter Chemielaborant, danach Informatiker, Finanzanalytiker. Er war Banker, IT-Unternehmer, CEO. Der Glatzkopf mit dem verschmitzten Lachen entspricht so ziemlich gar nicht den bisherigen Armee-Chefs.
Die Verteidigungsministerin entschied sich ganz bewusst für Süssli, wie sie an der gestrigen Präsentation erklärte. «Er kann grosse Projekte umsetzen und ist ein Kenner der Cyber-Defence.» Die Abwehr von Angriffen im Internet ist für Amherd die zentrale Herausforderung für die Schweizer Armee. «Es ist wichtig, dass wir im Cyber-Bereich noch mehr machen als bisher schon», gibt sie die Richtung vor.
Thomas Süssli wird sich erst beweisen müssen
Die Reaktionen auf den Entscheid sind durchmischt. SVP-Sicherheitspolitiker Werner Salzmann beschreibt Süssli zwar als korrekt und kommunikativ, habe viel Know-How in Cyber Defense. Er will den Neo-Armeechef aber an seinen Leistungen messen, sagt er gegenüber «Blick». SP-Nationalrätin Priska Seiler-Graf begrüsst es, dass Süssli als Quereinsteiger nicht so sehr im Armee-Sumpf steckt.
Viola Amherds Auswahl zeige, so die «NZZ», dass der VBS-Chefin wirklich daran gelegen ist, Dinge anders zu handhaben als ihre Vorgänger. Ein Quereinsteiger, der erst seit vier Jahren überhaupt Berufsoffizier ist. Dass so einer nun die Armee dirigiere, dürfte bei den Traditionalisten in der Armee auch für Unmut sorgen.
Bringt der neue Armeechef einen Kulturwandel?
Mit der Ernennung des 52-Jährigen beweise Amherd Weitsicht. Denn Süssli müsse die aufgegleiste «Weiterentwicklung der Armee» nun zu Ende bringen – ein langjähriges Grossprojekt. Dazu kommt die milliardenschwere Rüstungsbeschaffung rund um Kampfjets und Bodluv.
Ein geschickter Schachzug ist Süssli auch, weil er im Umgang mit Medien zu überzeugen weiss. Das ist gerade bei den Rüstungsprojekten wichtig, da sie dem Referendum unterstehen und daher auch beim Volk Unterstützung finden müssen.
Schliesslich soll Privatwirtschafts-Karrierist Süssli auch einen Kulturwandel innerhalb der Armee einleiten. Ob ihm das gelingt, ist aufgrund seiner dünnen Berufsmilitär-Vergangenheit fraglich.
Der «Verschwindibus-Banker»
Seine privatwirtschaftliche Herkunft sieht Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz» hingegen nicht als Vorteil. Denn als Chef der Asiensparte von der Bank Vontobel in Singapur sei Süssi nur wenig präsent gewesen. «Die Armee war sein Ding, nicht die Bank», zitiert Hässig einen Vontobel-Mitarbeiter.
Hässigs Recherche bei Mitarbeitern der CS, UBS und Vontobel – wo Süssli verschiedene Jobs hatte – führte ins Leere. Denn offenbar kann man sich bei den ehemaligen Arbeitgebern des neuen Armeechefs nicht daran erinnern, dass ein Süssli gross Pflöcke eingeschlagen hätte. «Verschwindibus-Banker», betitelt ihn Hässig daher.