Vorbehalte zur Burka als Fasnachtskostüm
Die muslimische Vollverschleierung wie Burka oder Niqab bietet sich als simples Fasnachtskostüm an. Wie sinnvoll das ist, ist umstritten.
Als Cowboy, Prinzessin oder doch lieber mit Burka an die Fasnacht? Offenbar avanciert die Vollverschleierung zur konkreten Option bei der Kostümwahl. Auf einem Nau-Leservideo sind verkleidete Jugendliche im Berner Oberland zu sehen. Darunter ein Samichlaus, ein bunter Clown – und eine verschleierte Person.
Horror-Clowns, Vampire… und Burka
Adrian Spahr ist Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern und Mitglied beim Egerkinger Komitee, das hinter der Burka-Intiative steht. Für ihn ist es naheliegend, dass nun auch Burka- und Niqabträgerinnen imitiert werden. Sein Vergleich: «An der Fasnacht verkleiden sich Leute als Piraten, Horror-Clowns, Vampire und andere Schreckgestalten.»
Gut findet dies Spahr trotzdem nicht. Gfürchige Fantasiegestalten sind ok, bei Vollverschleierung sei Schluss mit lustig. «Mit der systematischen Unterdrückung der Frau ist nicht zu spassen», streicht Spahr heraus. Hier ortet denn auch der Vizepräsident der Grünliberalen, Pascal Vuichard, den Knackpunkt: Beim Kontext – à propos Schreckgestalten.
Nicht als Provokation
«Ich würde es stark verurteilen, wenn suggeriert würde, alle, die eine Burka oder Niqab tragen, seien Terroristen», betont Vuichard. Grundsätzlich bestehe sowohl bei Niqabs wie bei Nonnenkostümen und ähnlichem die Gefahr, dass religiöse Gefühle verletzt werden. «Allerdings ist an der Fasnacht vieles erlaubt, was sonst den Rahmen des Erträglichen überschreiten würde.»
Ein Burka-Kostüm wie auch eine Fasnachts-Nonne sei per se nicht despektierlich oder beleidigend. Ein Kostüm rein zur Provokation wäre für Vuichard aber grob unverständlich – der Kontext sei eben entscheidend.
Önder Güneş, Mediensprecher der Föderation islamischer Dachorganisationen der Schweiz, winkt ab. «An der Fasnacht kann doch jeder anziehen, was er will!»
Schweizer Muslime geben ihren Segen
Die Fasnacht, die «Fünfte Jahreszeit», ist speziell und soll speziell bleiben. Dass dort genau das geschieht – die Gesichtsverhüllung – was die Verhüllungsverbots-Initiative bekämpft, ist auch den Initianten klar. Fasnachtskostüme sind deshalb bei den Ausnahmen aufgeführt.
Was aber sagen Muslime dazu, wenn Niqab oder Burka an Fasnachten auftauchen, andernorts aber verboten werden? Eine unnötige Provokation, mangelndes Feingefühl oder einfach nicht sehr originell?
Das Wichtigste in Kürze
- Die muslimische Vollverschleierung wird zum Fasnachtskostüm.
- Naheliegend, sagt die SVP: Schreckgestalten hätten an der Fasnacht Tradition.
- Vorbehalte gibt es bei Burka-Gegnern und -Befürwortern – aber nicht bei Muslimen.