Werden SP und Grüne bald aus einem Haushalt geführt?
Die Grünen und die SP brauchen neue Chefs. Infrage kommen Balthasar Glättli und Min Li Marti. Wäre es ein Problem, dass die beiden verheiratet sind?
Das Wichtigste in Kürze
- SP und Grüne besetzen im Frühling ihre Partei-Präsidien beide mit neuem Personal.
- Balthasar Glättli (Grüne) und Min Li Marti (SP) haben bereits beide Interesse bekundet.
- Der grüne Fraktionschef sieht kein Problem darin, dass sie verheiratet sind.
Grüne und Rote stehen sich in der Schweiz seit jeher sehr nahe. Auf die Spitze getrieben haben das die beiden Nationalräte Balthasar Glättli (Grüne) und Min Li Marti (SP). Sie haben ein gemeinsames Kind und sind verheiratet.
Bis anhin funktionierte das zumindest gegen aussen relativ problemlos. Auch wenn gerade Glättli als Fraktionschef seiner Partei wohl selbst in den eigenen vier Wänden manche Dinge vor seiner Frau verheimlichen musste.
Doch nun sind die beiden Zürcher beide im Gespräch als Nachfolge ihrer abtretenden Parteichefs Regula Rytz und Christian Levrat. Glättli bekundete sein Interesse schon vor Wochen, auch Marti will eine Kandidatur nicht ausschliessen.
Glättli und Marti uneins: «Ungünstiger Faktor» oder kein Problem?
In der Schweiz – und wohl in ganz Europa – würde diese Konstellation ein Novum darstellen. Doch wäre es auch ein Problem? Den Tamedia-Zeitungen gegenüber beurteilte die SP-Frau diesen Umstand als «ungünstigen Faktor».
Ihr Ehemann sieht das Ganze lockerer. «Das ist momentan eine hypothetische Frage. Im Falle eines Falles müssten das je die Delegierten entscheiden, ob sie uns je zutrauen, die Interessen der Partei zuoberst zu stellen», so Glättli zu Nau.ch.
Er weist darauf hin, dass sowohl Marti wie auch er selbst bereits in der Vergangenheit in «führenden Positionen unserer jeweiligen Partei» tätig waren und dies zur Zufriedenheit aller gemacht hätten.
Lehren aus der Geschichte gezogen
Neu ist die Diskussion im Hause jedenfalls nicht. Ganz zu Beginn ihrer Beziehung schenkte Marti ihrem Freund das Buch «All’s Fair». Dabei schreiben die Amerikaner Mary Matalin und James Carville ihre Geschichte nieder.
Die beiden waren ein Paar, während er den US-Wahlkampf von Bill Clinton leitete und sie jenen seines Konkurrenten George Bush senior. Heute sei das Buch «geschätzter Teil unserer gemeinsamen Bibliothek», so Glättli.
Die beiden dürften Mut daraus schöpfen, dass Matalin und Carville das hingekriegt haben. Schliesslich sind die US-Parteien verfeindet, während Grüne und SP in der Schweiz zwar Konkurrenten, aber auch Partner sind.
Sicher ist: Die beiden sind nicht das einzige parteiübergreifende Paar unter der Bundeshaus-Kuppel.
So ist die grünliberale Fraktionschefin Tiana Moser seit ein paar Jahren mit SP-Nationalrat Matthias Aebischer liiert. Auch sie haben seit Kurzem ein gemeinsames Kind.
Noch haben Glättli und Marti als Spitzen-Vertreter von Rot und Grün genügend Zeit, um ihre Ambitionen abzusprechen. Ob im Kanton Zürich bald die mächtigste Wohnung der Schweiz steht, entscheidet sich im Frühling, wenn die beiden Parteien ihre neuen Chefs wählen.