Weshalb Magdalena Martullo-Blocher ihren Vater wirklich beerbt
Das Wichtigste in Kürze
- Magdalena Martullo-Blocher rückt für ihren Vater in den Parteileitungsausschuss der SVP.
- Nau analysiert die Blocher-Rochade und sagt, warum die SVP personell gestärkt ins Wahljahr geht.
Also doch: Wie in seinem Umfeld schon länger vermutet tritt Christoph Blocher aus der Parteileitung seiner SVP zurück und macht Platz für seine Tochter Magdalena.
Aber der SVP-Doyen konnte es nicht lassen, die Schweiz noch einmal an der Nase herumzuführen. Nur Stunden vor seinem Abgang sagte er in einem «Blick»-interview, es bleibe ihm noch «genügend Zeit zu entscheiden». Und nein, seine Tochter wolle nicht in den Parteileitungsausschuss.
Das ist typisch Blocher. Bereits am Tag seines Rücktritts aus dem Nationalrat im Mai 2014 gab er der Zeitung ein Interview ohne seinen Plan offenzulegen. Der alt Bundesrat zeigt damit: Ich habe die Deutungshoheit, auch wenn ich dafür fast schon lügen muss.
Martullo-Blocher ist die neue starke Frau
Sicher ist: Aus der Politik zurückziehen wird sich der SVP-Übervater nicht. Er dürfte mit gleichem Verve das bundesrätliche Rahmenabkommen mit der EU bekämpfen wie vor 25 Jahren den Beitritt zum EWR. Der alt Bundesrat wird dafür aber mehr Freiheiten haben, weil er nicht mehr in die Strukturen eingebunden ist. Im Nau-Interview sagt er denn auch: «Ich trete zurück, um stärker zu sein.»
Hinzu kommt, dass es ihm endlich gelungen ist, seine Tochter auch offiziell in der Parteispitze zu installieren. Ob diese wirklich nicht will, sondern eben «muss», wie es in der Familie heisst, sei dahingestellt. Aber: Magdalena Martullo-Blocher ist die neue starke Frau in der SVP und wird ihrem offiziellen Chef Albert Rösti sicher vermehrt auf die Finger schauen.
Was ist sonst von den Rochaden zu halten? Wenig überraschend ist die erneute Berufung des Blocher-Vertrauten Adrian Amstutz. Schon im Oktober sagte Parteichef Rösti zu Nau, dass dieser «der Führung der Partei erhalten» bleibe.
General Amstutz soll die Wahlen gewinnen
Der Berner leitet – wie der «SonntagsBlick» bereits berichtete – als seine letzte Mission den Wahlkampf 2019. Damit setzt die Volkspartei auf einen schlachterprobten Polit-General, der sich kaum Fehler leisten wird.
Relativ unerwartet kommt die Beförderung der Nationalräte Marcel Dettling und Sandra Sollberger. Ersterer wird in der Spitze die Bauern vertreten. Der Schwyzer absolvierte landwirtschaftliche Lehrjahre, eins davon in der Romandie. Die Malermeisterin Sollberger aus dem Baselbiet könnte mit ihrem erfrischenden Auftritt bei neuen Wählerschichten punkten.
Formsache ist die Beförderung des Tessiners Marco Chiesa – er ist der einzige SVP-Nationalrat aus der Sonnenstube und wird deren Gesicht für die Partei. Dasselbe gilt wie bis anhin für die Romande Céline Amaudruz, die Vizepräsidentin bleibt.
Weil Martullo-Blocher zumindest offiziell den Kanton Graubünden vertritt, sind die Randregionen künftig allesamt im höchsten Parteiorgan präsent. Gleichzeitig gelang der SVP eine klare Verjüngung – und eine deutliche Steigerung des Frauenanteils. Personell geht die Partei gestärkt ins Wahljahr.