Wie mächtig werden die Grünliberalen am 20. Oktober?
Die GLP profitiert von der aktuellen Grünen Welle. Sie steht bei den Wahlen 2019 unter Druck und will die herben Verluste von 2015 kompensieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grünliberalen gelten als einer der Favoriten bei den Wahlen 2019.
- Sie können wohl die 2015 verlorenen Sitze zurückholen.
- Zurücklehnen ist trotzdem nicht angebracht: Links lauern die Grünen, rechts die FDP.
«Man kann immer besser werden», gibt Jürg Grossen unumwunden zu. Der Präsident der Grünliberalen weiss aber auch: Die Grünliberalen geniessen aktuell ziemlich viel Goodwill in der Bevölkerung. Dass die GLP bei den nationalen Wahlen 2019 zulegen wird, gilt quasi als sicher. Die Frage ist darum nicht ob, sondern wie viele zusätzliche Nationalratssitze dabei herausschauen werden.
Dämpfer von 2015 wettmachen
Die Grünliberalen gelten aber auch als die Schlauberger unter den Bundeshausparteien. Mit geschickten, auf kantonale Verhältnisse abgestimmten Listenverbindungen, konnte die GLP 2011 ganze 12 Nationalratssitze ergattern.
Das klappte 2015 nicht mehr. Der Wähleranteil sank zwar «nur» von 5,4 auf 4,6 Prozent. Aber ein Drittel der Nationalratssitze ging flöten, von den zwei Ständeratssitzen infolge Rücktritten ganz zu schweigen.
Bei den Wahlen 2019 taktieren die Grünliberalen zwar auch wieder fleissig. Aber sie dürften auch aus eigener Kraft für Verhältnisse wie anno 2011 – oder besser – sorgen können. Die Vorteile seien ganz auf ihrer Seite, findet Parteipräsident Jürg Grossen. «Die Grünliberalen sind und bleiben die einzige Partei, die für konsequenten Umwelt- und Klimaschutz und gleichzeitig für eine starke Wirtschaft mit freiem Marktzugang nach Europa einsteht.»
GLP von links und rechts bedrängt
Der Erfolg gibt Grossen recht: Bei kantonalen Wahlen ging es 2019 fast nur bergauf. In Baselland konnte die GLP ihre Sitze halten, in Luzern über 2 Prozent zulegen auf 6,55 Prozent. Im Kanton Zürich steigerte sich die GLP gar noch mehr als die Grünen, verdoppelte beinahe ihren Stimmenanteil und kommt auf 12,9 Prozent. Zum Vergleich: Das ist über ein Prozent mehr als die CVP auf nationaler Ebene erreicht.
Nicht nur Wähler, sogar Politiker laufen zu den Grünliberalen über: Ex-Nationalrätin Chantal Galladé und der Noch-Nationalrat Daniel Frei sind die prominentesten Beispiele.
Trotzdem: Die kantonalen Wahlen zeigen auch, dass viele Wähler das Original bevorzugen. Die Grünen sind dann doch noch etwas symbolischer fürs Klimawahl-Jahr. Andere entdecken die ebenfalls liberale FDP neu, die sich nach Kräften bemüht, grüne Themen aufzugreifen. Zwischen salonfähigen Grünen und nachhaltiger Wirtschaftspartei ist die GLP nicht mehr die einzige Alternative für interessierte Unentschlossene.
Fokus auf Kernthemen
Darum will Grossen besser werden. Ende August, an der Delegiertenversammlung, ist Wahlkampfauftakt inklusive Fest. «Weiter werden wir möglichst all unsere Mitglieder telefonisch kontaktieren», kündigt Grossen an. Er selbst werde mit einer «Mobilisierungsvelotour» unterwegs sein.
Die GLP fokussiert dabei auf ihre Kernthemen. «Die Grünliberalen stehen für einen konsequenten Umwelt- und Klimaschutz, für eine offene, liberale Schweiz und für Wettbewerb und Innovation.» Alle Kandidaten seien gefordert, noch viel mehr Menschen von den grünliberalen Zielen zu überzeugen, mahnt Grossen. «Das gilt selbstverständlich auch für mich.»