Zertifikatsgegner ohne Sibylle Berg, dafür mit Katzenbildern
Im Komitee «Geimpfte gegen das Covid-Zertifikat» verbergen sich viele Mitglieder hinter Katzenbildern. Prominente Abwesende ist dafür Autorin Sibylle Berg.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Komitee «Geimpfte gegen das Covid-Zertifikat» besteht vorwiegend aus Intellektuellen.
- Auf seiner Website ist bei einigen Komitee-Mitglieder lediglich ein Katzenbild zu sehen.
- Die Autorin Sibylle Berg setzte sich für die Anliegen des Komitees ein, fehlt jetzt aber.
Dass im neuen, geimpften Komitee gegen das Covid-Zertifikat vor allem Nerds sitzen, war offensichtlich. Auf der jetzt aufgeschalteten Website hätte man dies nicht noch extra herausstreichen müssen. Nichtsdestotrotz sind bei den «Erstunterzeichnenden» viele Porträts mit Katzenbildern ersetzt. Vergeblich sucht man dagegen Erfolgsautorin Sibylle Berg, die sich ursprünglich für «Geimpfte gegen das Covid-Zertifikat» stark gemacht hatte.
Visuelles Pseudonym im Abstimmungskampf…
Dass etwas weniger Nerd-Lastigkeit der Sache dienlich wäre, hat auch Koordinator (und Nerd) Hernâni Marques im Vorfeld realisiert. So hat er kurz vor der Aufschaltung von zertifikat-nein.ch noch auf Twitter nach Mitstreitern aus der «nicht-nerdigen Bevölkerung» gesucht.
Auch ihm ist aufgefallen, dass vor allem Frauen auf ihr Porträt verzichten. Warum dem so sei, sei eine interessante Frage. Die jetzt verkatzten und verkaterten Personen «wollen einfach nicht alle ihr Gesichtsbild auf der Website haben», erklärt Marques gegenüber Nau.ch.
Natürlich hätte man dies auch anders als mit Katzenbildern lösen können. Aber, betont Marques: «Auf jeden Fall ist es immer eine andere, distinkte Katze. Das ist wie mit Pseudonymen, hier einfach auf visueller Ebene.»
Sein Antlitz lieber nicht in ehrwürdiger Gesellschaft sehen will zum Beispiel auch Christian Grothoff, Professor an der Berner Fachhochschule. «Er lehnt Elitarismus ab, so dass er weder Berufsbezeichnung noch menschliches Bild von sich haben will. Die heroische Katze reiche.»
…oder gleich anonyme Kunstfigur gegen das Covid-19-Gesetz
Sogar seinen Namen nicht preisgeben will Twitter-User @AntiAll3s, der immerhin nicht als Katze, dafür vermummt posiert. «Er will ganz pseudonym sein – das ist aber eine Ausnahme», stellt Marques klar. Eine Ausnahme, weil @AntiAll3s inhaltlich sehr wertvolle Beiträge liefere, auch aus dem humoristischen Sektor. Büsi statt Professor, vollverschleiert statt transparent – wirkt das nicht kontraproduktiv?
Hernâni Marques sieht den Punkt, glaubt aber: Eher nein. «Es wäre dann problematisch, wenn wir quasi nur noch Pseudonyme hätten beziehungsweise nicht bekannt wäre, wer wir überhaupt sind.» Dem sei aber eindeutig nicht so: «Insbesondere bei mir, der das alles leitet, ist ja relativ klar, wer ich bin.»
Wo ist Sibylle Berg?
Für Beobachter irritierend ist hingegen, dass Autorin Sibylle Berg nicht auf der Website der «Geimpften gegen das Covid-Zertifikat» aufgeführt ist. Dies sei nicht etwa ein Fehler: «Sibylle Berg ist und war nie Mitbegründerin des Komitees», erklärt Marques. Obschon Sibylle Berg quasi als Erste in den Medien die Gründung eines linken Nein-Komitees ankündigte.
Ganz so, wie es die Prophetin Sibylle aus der griechischen Mythologie zu tun pflegt. Diese macht meist doppeldeutige, teilweise als Rätsel formulierte Vorhersagen. Ihre Prominenz rückte Sibylle Berg in den Mittelpunkt, verlieh dem Komitee auch Aufmerksamkeit. «Sie wurde in den Medien dann als ‹Zugpferd› bezeichnet, so dass vieles auf sie zurückfiel», formuliert es Marques.
Denn eigentlich arbeite sie gerade am Nachfolger zu ihrem preisgekrönten Buch «GRM Brainfuck». Dafür hat sie volles Verständnis und auch volle Unterstützung von Marques als Berater für alle Nerd-Angelegenheiten: «Ich denke, das ist wichtiger. Sie braucht auch Fokus.»
Oder verbirgt sich Berg etwa ebenfalls hinter Pseudonym und Katzenbild? Immerhin sagt Marques auch: «Katzen beherrschen das Internet, auch wenn das weithin unbekannt ist.» Sehr sibyllinisch, möchte man sagen – oder ganz im Stil der Twitter-Anwerbung des Komitees nach mehr Unterstützern. Es zeigt Doctor Evil, den Bösewicht aus den «Austin Powers»-Filmen, der, natürlich, stets begleitet wird von seiner weissen Perserkatze.