Auspeitschungen nach Gerichtsbeschluss in Afghanistan
Erstmals sind in Afghanistan wieder Menschen auf Anordnung eines Gerichts mit Peitschenhieben für ihre Vergehen bestraft worden.
Wegen Diebstahls und «sittenwidriger Verbrechen» seien drei Frauen und elf Männer am Mittwoch ausgepeitscht worden, sagte ein Vertreter der Taliban-Behörden in der Provinz Logar, Kasi Rafjullah Samim, der Nachrichtenagentur AFP.
Das Gericht habe für jeden der Verurteilten höchstens 39 Peitschenhiebe angeordnet, sagte Samim weiter. Die Strafe sei nicht in der Öffentlichkeit vollstreckt worden.
Mitte November hatte Taliban-Chef Hibatullah Achundsada die Richter des Landes zur vollen Umsetzung des islamischen Rechts und seines Strafenkatalogs aufgefordert – dazu gehören öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen sowie bei Dieben die Amputation von Gliedmassen.
Im Internet kursieren schon seit Monaten Aufnahmen von Taliban-Kämpfern, die Menschen auspeitschen, weil diese in ihren Augen gegen die Normen der Scharia verstossen haben. Doch ist es das erste Mal, dass eine gerichtlich angeordnete Auspeitschung offiziell bestätigt wurde.
Die radikalislamische Miliz hatte bei ihrer erneuten Machtübernahme im August vergangenen Jahres zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen aber werden die Taliban immer radikaler. Unter anderem werden Frauen im Land mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt.