CEO fordert: Deutsche sollen Lohn für ersten Krankheitstag streichen
Der Chef der Allianz-Versicherung fordert in Deutschland, dass kranke Arbeitnehmer in den ersten Tagen ihres Krankheitsausfalls keinen Lohn erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chef von Deutschlands grösster Versicherung fordert die Einführung des Karenztages.
- Das würde bedeuten, dass Arbeitnehmer am ersten Tag ihrer Krankheit keinen Lohn kriegen.
- «Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen», sagt der Allianz-Chef.
Der Chef der Allianz-Versicherung sorgt in Deutschland mit einem brisanten Vorstoss für Aufsehen. Oliver Bäte fordert nämlich, dass der sogenannte Karenztag wieder eingeführt wird.
Das würde bedeuten, dass Arbeitnehmer bei einem Krankheitsausfall am ersten Tag ihres Ausfalls keinen Lohn erhalten würden. So würden «Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Arbeitstag selber tragen», erklärt der Chef von Deutschlands grösster Versicherung im «Handelsblatt».
Den Vorstoss begründet Bäte mit der hohen Anzahl an Krankheitstagen: «Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen. Das erhöht die Kosten im System.»
Lohn gäbe es erst, wenn Arztzeugnis vorliegt
Worauf der Allianz-Chef anspielen könnte: Die Karenztage könnten ein wirksames Mittel sein, dass sich Leute nicht krankmelden, wenn sie nicht wirklich oder kaum krank sind. Denn mit dem Vorstoss würde die Lohnfortzahlung erst starten, wenn ein Artzeugnis vorliegt.
Laut Angaben der «Bild» sind die Krankheitsausfälle in Deutschland rekordverdächtig hoch. Im Durchschnitt würden Arbeitnehmer 20 Tage pro Jahr krankheitsbedingt ausfallen. Der Schnitt in der EU liege hingegen bei acht Tagen.
«Arbeitgeber zahlen in Deutschland pro Jahr 77 Milliarden Euro (72,5 Milliarden Franken) Gehälter für kranke Mitarbeiter. Von den Krankenkassen kommen noch einmal 19 Milliarden Euro (rund 18 Milliarden Franken) hinzu», fügt der Allianz-Chef hinzu.
Deutschland bei Arztbesuchen auf Platz 7: «Ist doch irre»
«Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben.» Der Schnitt in der EU liege hingegen bei 3,5 Prozent.
Mit einem solchen Schnitt könnten laut Bäte in Deutschland 40 Milliarden Euro (knapp 38 Milliarden Franken) eingespart werden. Dieses Geld könnte «dem Gesundheitssystem an anderer Stelle helfen».
Der Chef der Allianz-Versicherung würde auch andere Gesundheits-Leistungen gerne kürzen. Man müsse darüber sprechen, «was wir uns in einer alternden Gesellschaft noch leisten können».
2024 hätten allein die gesetzlichen Krankenkassen 289 Milliarden Euro (gut 272 Milliarden Franken) ausgegeben. Die Tendenz zeige weiter nach oben.
«Gleichzeitig steht Deutschland bei der Zahl der Arztbesuche auf Platz 7. Das ist doch irre», hält Allianz-Chef Bäte fest.