Chile soll neue Verfassung bekommen
Seit Wochen kommt es in dem einstigen Musterland Südamerikas zu heftigen Protesten. Die Menschen fordern mehr soziale Gerechtigkeit und eine neue Verfassung.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochen fordern Chilenen soziale Gerechtigkeit und eine neue Verfassung.
- Nun soll die gewünschte Verfassung in die Wege geleitet werden.
Nach wochenlangen Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen haben sich die Regierung und die Opposition in Chile auf den Weg zu einer neuen Verfassung geeinigt. Die Präsidenten der verschiedenen Parteien unterzeichneten am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) ein entsprechendes Abkommen.
Die Chilenen sollen im April kommenden Jahres in einer Volksabstimmung darüber abstimmen, ob sie eine neue Verfassung wollen, wie die Vertreter der konservativen Regierungskoalition und der Opposition in der Hauptstadt Santiago de Chile mitteilten. Wenn der neue Text ausgearbeitet ist, sollen die Bürger in einem weiteren Referendum darüber abstimmen.
«Wir wollen einen friedlichen und konstruktiven Weg aus der Krise», sagte Senatspräsident Jaime Quintana. «Wir werden erstmals eine 100-prozentig demokratische Verfassung haben.»
Verfassung stammt aus dunklen Zeiten der Pinochet-Diktatur
Chiles Verfassung von 1980 stammt noch aus Zeiten der Diktatur von General Augusto Pinochet. Trotz mehrfacher Reformen gibt es nach wie vor Kritik an ihrem autoritären Ursprung, der starken Bündelung von Machtbefugnissen bei der Zentralregierung und begrenzten Einflussmöglichkeiten der Bürger. In einer Umfrage hatten sich zuletzt 78 Prozent der Chilenen für eine neue Verfassung ausgesprochen.
Das südamerikanische Land wird seit Wochen von heftigen Protesten und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei erschüttert. Rund 20 Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben, über 2000 Menschen wurden verletzt, zahlreiche Geschäfte wurden geplündert und mehrere Gebäude in Brand gesteckt.