Donald Trump und Joe Biden: Harte Wortgefechte in erster TV-Debatte

Simon Binz
Simon Binz

USA,

Donald Trump und Joe Biden haben bei der ersten TV-Debatte zu den Präsidentschaftswahlen dem Moderator und auch den Zuschauern einiges abverlangt.

Donald Trump (l.) und Joe Biden beim TV-Duell
Donald Trump (l.) und Joe Biden beim TV-Duell - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump und Joe Biden lieferten sich in der ersten TV-Debatte heftige Wortgefechte.
  • Der US-Präsident griff seinen Rivalen dabei immer wieder direkt an.
  • Dieser versuchte ruhig zu bleiben und wandte sich immer wieder direkt an die Zuschauer.

Das war sie also, die erste TV-Debatte von Donald Trump und Joe Biden vor der Präsidentschaftswahl in den USA. Was dem amerikanischen Volk davon in Erinnerung bleiben dürfe? Inhaltlich wohl nicht sehr viel...

Trump verfolgte nämlich gleich von Anfang an die Strategie seinen Rivalen direkt anzugreifen und fiel ihm deshalb immer wieder ins Wort. Biden, als hätte er ein solches Verhalten nicht erwartet, lachte immer wieder verlegen und wollte damit wohl deutlich machen, dass er sich von Trump nicht provozieren lassen will.

Doch nach einer Weile wurde es dem ehemaligen Vizepräsidenten offenbar zu viel. «Shut up man! (Halt den Mund, Mann)», rief er Trump zu, als ihn dieser zum wiederholten Male unterbrach. Später bezeichnete er den US-Präsidenten auch als «Clown» und als «Rassisten» oder bezichtigte ihn der «Lügen» – unter anderem im Umgang mit der Corona-Pandemie.

Trump liefert sich Wortgefecht mit Moderator

Es sind Worte, die man in einer normalen Präsidentschafts-Debatte von einem Herausforderer oder auch vom Präsidenten selbst kaum einmal zu hören bekommen würde.

Aber die Debatte an Dienstagabend (Ortszeit) war ähnlich wie die letzten vier Jahre im Weissen Haus alles andere als normal. Trump verhielt sich nämlich, wie er es auf Twitter tut: Laut, ungestüm und unhöflich.

First 2020 Presidential Debate
Donald Trump und Joe Biden liefern sich in der ersten TV-Debatte ein hartes Wortgefecht. - keystone

Er lieferte sich sogar Wortgefechte mit Moderator Chris Wallace. Der 72-Jährige, der aktuell für den Trump-freundlichen Sender Fox News vor der Kamera steht, aber zuvor lange bei den Sendern NBC und ABC im Einsatz stand, hatte grosse Mühe, sich Gehör zu verschaffen.

«Ich bin der Moderator der Debatte, und ich möchte, dass Sie mir erlauben, meine Frage zu stellen», sagte Wallace, als Trump ihm beim Thema Krankenversicherung immer wieder ins Wort fiel. Trump sagte an Wallaces Adresse: «Ich schätze, ich debattiere mit Ihnen, nicht mit ihm. Aber das ist okay, ich bin nicht überrascht.»

«Schrecklichste TV-Debatte in der Geschichte der USA»

Obwohl Biden einige Male der Verzweiflung nahe schien, punktete der ehemalige Vize-Präsident damit, dass er sich nicht aus der Ruhe bringen liess. Seine Strategie war klar: Er wollte während der TV-Debatte die Zuschauer zu Hause abholen.

Das zeigte sich jeweils, wenn der Präsident einen persönlichen Angriff lancierte und sich zu diesem Zweck in die Richtung seines Rivalen drehte. In diesen Momenten schaute Biden direkt in die Kamera und adressierte «das amerikanische Volk».

Etwa als es um eine Corona-Impfung ging und Trump versprach, dass in einigen Wochen der erste Kandidat bereitliegen wird. Biden: «Ich vertraue ihm nicht und ich weiss, Sie vertrauen ihm auch nicht.» Oder als es um die Krankenversicherung ging: «Er weiss nicht, wovon er spricht, er hat keinen Plan.»

Trump erwähnte immer wieder, dass Biden seit 47 Jahren im Kongress sitzt und meinte dazu: «Du hast in all den Jahren nichts erreicht». Weiter mokierte er sich auch darüber, dass Biden sehr häufig eine Schutzmaske trägt, rückte ihn in die Nähe von «Sozialisten» oder machte sich über seine Schulbildung lustig.

Es war eine Debatte, bei der man sich als Zuschauer mit zunehmender Länge das Ende heranwünschte. Oder wie es ein ABC-Moderator kurz nach Schluss so passend beschrieb: «Das war die schrecklichste TV-Debatte in der Geschichte der Vereinigten Staaten».

So auch der Tenor aus dem Publikum. Der US-Sender CBS erhob kurzerhand eine Blitzumfrage bei den Zuschauern. Etwas mehr als die Hälfte erachten dabei Joe Biden als den Sieger der Debatte. 69 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von der Show vorallem genervt waren.

Mehr TV-Debatten am 15. und 22. Oktober

Die erste TV-Debatte zwischen Trump und Biden fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 3. November wurde in der Case Western Reserve University in Cleveland im Bundesstaat Ohio ausgetragen.

Der in Umfragen zurückliegende Republikaner Trump und der Demokrat Biden werden vor der Wahl noch in zwei weiteren Fernsehdebatten am 15. Oktober und am 22. Oktober aufeinandertreffen.

Donald Trump Joe Biden
US-Präsident Donald Trump (links) und der demokratische Herausforderer Joe Biden haben sich beim ersten TV-Duell über zahlreiche Wahlkampfthemen heftig gestritten. - sda - KEYSTONE/EPA/JIM LO SCALZO

Insgesamt sind drei TV-Debatten zwischen Trump (74) und Biden (77) geplant. Das zweite Streitgespräch ist für den 15. Oktober (16. Oktober, 3 Uhr MESZ) in Miami im Bundesstaat Florida geplant. Die letzte Debatte vor der Wahl soll am 22. Oktober (23. Oktober, 3.00 Uhr MESZ) in Nashville (Tennessee) stattfinden.

Die Vize-Kandidaten Mike Pence (Republikaner) und Kamala Harris (Demokraten) treffen am 7. Oktober (8. Oktober, 3 Uhr MESZ) in Salt Lake City im Bundesstaat Utah aufeinander.

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