Eine Milliarde Busse: EU hat kein Interesse, VW richtig zu bestrafen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Deutschland,

Eine Milliarde Euro muss VW für den Diesel-Skandal Busse zahlen. Doch eigentlich hat die EU kein Interesse, VW zu schaden. Ein Kommentar.

Im Vergleich zu den USA ist VW in Europa gut weggekommen. Hier einigte sich der Konzern auf einen Vergleich. Kostenpunkt: 4,3 Milliarden Dollar. Ironisch: Vom VW-Skandal sind weltweit 11 Millionen Fahrzeuge betroffen. Mit 8,5 Millionen kurvt aber ein Grossteil davon in Europa umher. Hätte die EU also nicht härter durchgreifen müssen?

VW muss eine Milliarde Busse zahlen.
VW muss eine Milliarde Busse zahlen. - dpa

Im ersten Moment lässt die Zahl den Atem stocken: Wegen dem Diesel-Skandal verdonnert die EU Volkswagen zu einer Busse von einer Milliarde Euro. Die höchste Busse, die je einem Unternehmen in Deutschland auferlegt wurde.

Einmal durchgeatmet, ist die Strafe aber nicht so heftig. Immerhin hat der Volkswagen-Konzern letztes Jahr über 11 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Diesen hat das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr sogar verdoppelt. Auch sonst stehen die Wolfsburger gut da: Trotz Diesel-Skandal ist Volkswagen heute der grösste Autobauer der Welt.

VW ist zu wichtig

Die EU hat kein Interesse, VW eins reinzudrücken. Der Konzern ist nicht nur grösster Autohersteller der Welt, sondern einer der wichtigsten Arbeitgeber Deutschlands. Rund 330'000 Menschen arbeiten in für den Konzern direkt, unzählige zudem bei Zulieferbetrieben. Geht es VW gut, geht es Deutschland gut.

Das Problem: Gibt sich die EU zahm, darf es nicht überraschen, wenn weitergetrickst wird. Etwa bei Konkurrent Daimler. Noch ein Jahr nach Aufkommen des Diesel-Skandals bei VW hat Daimler Fahrzeuge verkauft, bei denen eine Software die Abgasreinigung ausgehebelt hat. Jetzt werden europaweit 770'000 Autos zurückgerufen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Volkswagen muss in der EU ein Milliarde Busse zahlen wegen dem Diesel-Skandal.
  • Die Amis greifen härter durch, obwohl dort deutlich weniger Fahrzeuge betroffen sind.

Eine Ordnungsstrafe muss Daimler nicht zahlen. Dabei hatte der deutsche Verkehrsminister Scheurer vor der Einigung auf einen Rückruf Daimler mit einer Strafe von 5000 Euro pro Fahrzeug gedroht. Doch nur ein Narr würde sich mit einem Unternehmen anlegen, dass in Deutschland 170'000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl der Toten wegen Diesel-Abgasen in der Luft lässt sich nicht genau beziffern. Arbeitslosenzahlen hingegen schon.

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