Afghanische Offizielle haben ihre Enttäuschung über den bedingungslosen Abzug der US-Truppen binnen weniger Monate zum Ausdruck gebracht.
US Truppen in Afghanistan
Bewaffnete Soldaten stehen Wache in der Fahrzeugkolonne für Präsident Donald Trump, der während eines Überraschungsbesuchs am Thanksgiving Day bei den Truppen auf dem Bagram Air Field in Afghanistan spricht. - dpa

Es sei das «Verantwortungsloseste und Egoistischste», was Amerika seinen afghanischen Partnern habe antun können, sagte ein Mitglied des Verhandlungsteams der afghanischen Regierung bei den Friedensgesprächen in Doha, der namentlich nicht genannt werden wollte, am Mittwoch der Nachrichtenagentur DPA. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die USA als grösster Truppensteller in Afghanistan ihre Soldaten ohne Bedingungen zum 11. September abziehen wollen.

Weiter sagte das Mitglied des Verhandlungsteams, der Abzug möge das Ende des Krieges für die USA sein, aber die afghanischen Partner würden den Preis dafür zahlen. Die USA hätten den Krieg mit etwas mehr Geduld auf verantwortungsvolle Weise beenden können, meinte er. Der Abzug der internationalen Truppen war die Hauptforderung der militant-islamistischen Taliban. Nun bleiben der afghanischen Regierung kaum mehr Druckmittel in den Verhandlungen mit den Extremisten.

Die langjährige Chefin der afghanischen Menschenrechtskommission, Simar Samar, nannte den bedingungslosen Abzug «unglücklich». Der Abzug hätte an Konditionen geknüpft und auf verantwortungsvolle Weise geschehen sollen, sagte sie.

Eine offizielle Reaktion des Präsidentenpalasts stand Mittwochmittag (Ortszeit) noch aus. Zuvor hatte es von einem Präsidenten-Berater geheissen, man wolle sich erst äussern, wenn der afghanische Präsident Aschraf Ghani mit dem US-Präsidenten Joe Biden über den neuen Rückzugsplan gesprochen habe. Der Palast erklärte lediglich, am Vormittag habe der Präsident hochrangige Vertreter der Sicherheitskräfte getroffen, um über die Sicherheitslage informiert zu werden.

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