EU-Diplomat bei G7-Gipfel: «Keine Naivität» mehr im Umgang mit China
Die G7 wollen die Risiken im Umgang mit China verringern und die Lieferketten diversifizieren. Sie fordern, dass sich auch das Land an die Regeln hält.
Das Wichtigste in Kürze
- Die G7 wollen ein ausgewogenes Verhältnis mit China.
- In den letzten zwei Jahrzehnten hätte es mehr Vorsicht bei Lieferketten geben müssen.
- Deswegen wolle man diese nun diversifizieren.
Unter den grossen demokratischen Industrienationen (G7) zeigt sich aus europäischer Sicht ein neuer Realismus im Umgang mit China. «Es gibt keine Naivität», sagte ein EU-Diplomat am Samstag am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hirohima. Bei der Unterstützung der Entwicklung in China in den vergangenen zwei Jahrzehnten hätte es mehr Vorsicht bei kritischen Lieferketten geben müssen.
Die G7-Staaten hätten ein Interesse an einer stabilen und konstruktiven Beziehung zu China, aber die chinesische Führung müsse bei globalen Herausforderungen eingebunden werden und sich auch einbinden lassen, sagte der Beamte. Im Handel und bei Investitionen müsse es ein ausgewogenes Verhältnis geben, was heute nicht immer der Fall sei. «China muss sich an die Regeln halten.»
Die G7-Staaten müssten die Risiken im Umgang mit China verringern und die Lieferketten diversifizieren. Auch forderten sie in China faire Wettbewerbsbedingungen, sagte der EU-Beamte. Er begrüsste, dass die USA nun auch eher auf Prinzip Risikominimierung statt auf Abkopplung zu setzen scheinen. Bei den Plänen für die Prüfung von Investitionen im Ausland, die auch auf China abzielen, gehe es darum, auf kritische Technologie zu achten und Schlupflöcher zu erkennen.
Nach den Worten des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan wird die am Samstag erwartete Erklärung der G7 zum Umgang mit China die Geschlossenheit der Gruppe zeigen, aber auch feststellen, dass jedes Land sein eigenes Verhältnis zur Volksrepublik pflege.
Die G7-Staaten wollten mit China in Angelegenheiten von beiderseitigem Interesse zusammenarbeiten, aber auch ihre «erheblichen Bedenken gegenüber China» ansprechen, sagte Sullivan. «Wir wollen das Risiko verringern, uns nicht abkoppeln.» Er nannte die Erklärung «nicht feindlich»: «Sie ist nur direkt und freimütig.»